Museum für Kunst des 20. Jahrhunderts: Eine Museumsinsel in Grün

Am Kulturforum wurde der Grundstein für das Museum „berlin modern“ gelegt. Das Haus steht wegen hoher Kosten schon lange in der Kritik.

Grundsteinlegung berlin modern

„Die WG der berlin modern“ legt den Grundstein des Museums Foto: Monika Skolimowska/dpa

BERLIN taz | Gewagt, wenn nicht gar realitätsfern beschreibt Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) an diesem Freitagmorgen den betonierten Unort rund um den Potsdamer Platz: Es sei ein „aufregender und spannender Platz in unserer Hauptstadt“, wo die „grüne Museumsinsel“ entstehe – das berlin modern.

In einem Festakt wird der Grundstein für das Museum zwischen Neuer Nationalgalerie und Philharmonie gelegt, das einmal Kunst des 20. Jahrhunderts zeigen soll. Mit Bauplänen und Münzen befüllt die „WG, die in das berlin modern einzieht“ eine Zeitkapsel, die kurze Zeit später unter dem Grundstein verschwindet.

Das neue Museum soll gebaut werden, um die umfangreichen Bestände der Nationalgalerie vollständig präsentieren zu können, sagt der Direktor der Neuen Nationalgalerie, Klaus Biesenbach. Jahrzehntelang sei das nur in Ausschnitten möglich gewesen. Aktuell könne man lediglich 3 Prozent der Werke – 172 von 5.000 –, die die Neue Nationalgalerie aus dem 20. Jahrhundert habe, ausstellen. „Das ist ein tolles Problem“, sagt Biesenbach. Man wolle den Arbeiten bald einen „angemessenen Raum“ zur Verfügung stellen.

Das berlin modern soll sich zusammen mit der Neuen Nationalgalerie dem „zerrissenen 20. Jahrhundert“ widmen, sagt Claudia Roth. Wegen der „Säuberung“ der deutschen Kunstsammlungen durch die Nationalsozialisten hatte die Sammlung über 400 Werke verloren. Nach Ende des Kriegs konnten einige dieser Stücke, vorwiegend von jüdischen Künstler*innen, zurückerworben werden. „Dieses Haus wird eine schmerzliche Lücke füllen, die die Nazis mit ihrem Hass auf die Kunst-Avantgarde gerissen hat“, sagt der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU).

Kritik an Kosten und Energiebilanz

Die Pläne für den „zukunftsfähigen, lebendigen Kunstcampus“ sind groß. Den Tiergarten wolle man „rüberziehen wie einen grünen Teppich“, um die an diesem Ort ansässigen Kunst- und Kulturinstitutionen miteinander zu verbinden, verspricht der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger.

„Berlin modern soll inspirieren, provozieren, berühren“, sagt Claudia Roth. Provoziert hat es bereits lange vor der Eröffnung: Zu teuer und klimaschädlich sei der Bau, kritisierte etwa der Bundesrechnungshof. Rund 364 Millionen Euro soll der bundesfinanzierte Bau kosten. Damit gilt das von den Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron entworfene Museum als das Teuerste der Bundesrepublik.

Man habe jedoch auf die Kritik reagiert, sagt Baden-Württemberg Finanzminister Danyal Bayaz. Er ist mit dem Landesbetrieb Bundesbau Baden-Württemberg damit beauftragt, das berlin modern „zu schaffe“. „Wir haben sowohl in Themen der ökologischen als auch der sozialen Nachhaltigkeit nachgelegt“, sagt Bayaz. Man nutze Recyclingbeton, das Dach werde mit Fotovoltaik ausgestattet, die Räume mit intelligenten Kühl- und Heizwerken beheizt. Zudem soll es ticketfreie Zonen geben, damit berlin modern nicht zu einem „elitären Kunsttempel“ werde, sagt auch Roth.

Eröffnet werden soll das „offene Haus für die ganze Gesellschaft“ spätestens in 4 Jahren.

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