Musiker über Instrument des Jahres: „Dieses Vibrieren auf der Schulter“

Die Tuba ist das Instrument des Jahres 2024. Micha Acher von der Band The Notwist reflektiert seine Beziehung zum tiefsten Blechblasinstrument.

Ein Sousaphon.

Foto: imago

Herr Acher, hat die Tuba verdientermaßen diese Auszeichnung der Landesmusikräte bekommen?

Micha Acher: Auf jeden Fall! Die Tuba ist ein tolles Instrument. Sie ist groß, sieht spektakulär aus, ist vielseitig einsetzbar. In den vergangenen Jahren ist die Tuba bekannter geworden, allein dadurch, dass Brass-Musik durch Bands wie Meute und LaBrassBanda so populär geworden ist. Viele Bands benutzen heute eine Tuba statt einen E-Bass.

Man braucht ziemlich viel Lungenvolumen beim Spielen, oder?

Ich bin ja eigentlich Trompeter, da ist der Unterschied zur Tuba nicht so groß. Die Tuba ist aber deshalb schwerer zu spielen, weil das Instrument an sich eben sehr schwer ist.

Wie viel wiegt sie denn?

Die meisten Tuben wiegen zwischen sieben und neun Kilo.

Sie spielen oft ein Sousaphon, von dem Sie quasi umschlungen werden.

Genau. Es ist nach dem amerikanischen Komponisten John Philip Sousa benannt. Der hatte Ende des 19. ­Jahrhunderts eine Marschmusik komponiert, und man konnte sie mit der konventionellen Tuba nicht spielen. Er hat dann ein Instrument mit großem Trichter bauen lassen, der nach oben und vorne ausgerichtet ist. Das Sousaphon ist allein deshalb schön zu spielen, weil man den Klang am Körper spürt, dieses Vibrieren auf der Schulter. Und es hat einen sehr starken „attack“, also Anschlag oder Einsatz.

Sie spielen in Ihrer Indie-Band The Notwist seit einiger Zeit Tuba, haben 2012 auch noch die Hochzeitskapelle gegründet, wo Sie das Instrument auch einsetzen. Ist die Tuba Ihr Lieblingsinstrument geworden?

Ich habe eigentlich viel Trompete, E-Bass und Synthesizer gespielt, inzwischen ist die Tuba eine totale Leidenschaft von mir geworden. Deshalb setze ich sie auch bei The Notwist mehr und mehr ein.

52, Tubist und Multiinstrumentalist der bayerischen Indieband The Notwist.

Wie hat die Tuba den Sound der Band verändert?

Unsere Stücke klingen akustischer. Die Tuba ist weniger statisch im Ton als zum Beispiel der E-Bass und sie hat ein viel breiteres Spektrum. Für mich fühlt es sich wie ein noch freieres Spiel an, und wir variieren unsere Stücke stärker.

Von der Wortherkunft her bedeutet Tuba „Röhre“ (lat.), kann aber auch „Kriegstrompete“ heißen. Hat sie auch etwas Gewaltsames in ihrem Sound?

Je nachdem, wie man sie spielt! Man kann jedes Instrument brutal oder weich spielen. Die Tuba kann schon sehr laut und krachig klingen, bei Marching Bands ist das oft so.

Haben Sie auch schon mal mit einer Marching Band gespielt?

Beim Festival Alien Disko, das wir in München mehrmals ausgerichtet haben, haben wir solche Paraden gemacht, das war dann im Geiste der Marching Bands oder auch des Sun Ra Arkestras.

Sie kommen aus Bayern. Die Tuba bringt man auch mit Blaskapellen in Verbindung. Haben Sie da auch negative Assoziationen?

Mit dem Instrument selbst nicht. Natürlich gibt es auch schlimme bayerische Blasmusiken, so Bierzeltmusik zum Beispiel. Genauso gibt es aber auch tolle bayerische Blaskapellen, wo die Tuba total gut klingt und wichtiger Bestandteil des Sounds ist.

Was war Ihr schönstes Erlebnis mit der Tuba?

Als ich das erste Mal nach New Orleans gekommen bin und dort als Zuschauer Marching Bands gesehen habe. Es war eine Parade mit sehr vielen Musikern und sehr viele Besucher waren da. Unfassbar toll.

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