Nach den Bränden auf Hawaii: Krisenmanager tritt zurück

Blockierte Fluchtwege, mangelndes Löschwasser und mindestens 111 Tote. Nun tritt der Chef der Notfallbehörde zurück, aber offenbar aus anderen Gründen.

Herman Andaya, Leiter der Katastrophenbehörde auf Maui, während einer Pressekonferenz.

Herman Andaya, Leiter der Katastrophenbehörde auf Maui Foto: Mike Householder/AP/dpa

LAHAINA ap/afp | Inmitten wachsender Kritik am Krisenmanagement rund um die verheerenden Waldbrände auf Maui ist der Chef der Notfallbehörde der Hawaii-Insel überraschend zurückgetreten. Herman Andaya nannte am Donnerstag (Ortszeit) nicht näher erläuterte gesundheitliche Gründe für seinen Rückzug, weitere Details gab es nicht.

Der Bürgermeister von Maui County, Richard Bissen, habe das Rücktrittsgesuch Andayas angenommen, gab der Bezirk via Facebook bekannt. Angesichts der Krise auf Maui werde so schnell wie möglich eine Nachfolgeregelung für den wichtigen Posten verkündet, erklärte Bissen.

Die verheerenden Busch- und Waldbrände haben auf Maui inzwischen mindestens 111 Menschen das Leben gekostet. Zuletzt regte sich Kritik an der Entscheidung des bisherigen Leiters der Notfallbehörde, am Tag des Ausbruchs der Feuer nicht die Warnsirenen betätigt zu haben. Für Unmut sorgte auch eine Wasserknappheit, die den Einsatz der Feuerwehr behindert habe. Überlebende beklagten auch, dass eine Fluchtroute mit Fahrzeugen blockiert war.

Noch am Mittwoch hatte Andaya den Entschluss verteidigt, nicht die Sirenen aufheulen zu lassen, während die Flammen wüteten. Dabei verfügt der US-Staat Hawaii nach eigenen Angaben über das größte Outdoor-Alarmsirenensystem der Welt. „Wir hatten Angst, dass die Menschen nach ‚Mauka‘ gehen würden“, erklärte Andaya unter Verweis auf einen Begriff aus dem Hawaiianischen, der eine Bewegung hin zu Berghängen oder ins Landesinnere bedeuten kann. „Wenn das der Fall gewesen wäre, wären sie in das Feuer hineingelaufen“, ergänzte er.

Be­woh­ne­r:in­nen sorgen sich um ihre Zukunft

Das Hawaii-weite Alarmsirenensystem wurde eingerichtet, nachdem ein Tsunami im Jahr 1946 auf Big Island mehr als 150 Menschen das Leben gekostet hatte. Auf einer Informationswebseite dazu heißt es, dass das System auch für Warnungen vor Bränden genutzt werden könne.

Derweil gibt es Vermutungen, dass die Brände teilweise durch Stromleitungen ausgelöst worden sein könnten. Die Washington Post veröffentlichte Aufnahmen einer Überwachungskamera vom späten Montagabend vergangener Woche, die einen Lichtblitz und dann ein Feuer auf Maui zeigen. Der Lichtblitz könnte demnach dadurch entstanden sein, dass Vegetation auf die Stromleitung fiel. Allerdings handelt es sich bei dem gezeigten Brand nicht um das Feuer, das Lahaina zerstörte.

Gegen den Stromversorger Hawaiian Electric ist bereits eine Sammelklage eingereicht worden. Die Kläger werfen dem Unternehmen vor, trotz der hohen Brandgefahr und starker Winde den Strom nicht abgeschaltet zu haben. Unternehmenschefin Shelee Kimura wies die Vorwürfe zurück. Sie erklärte, dass der Strom bei Bränden grundsätzlich nicht abgeschaltet werde – unter anderem, weil die Wasserpumpen mit Strom betrieben würden.

Viele Einheimische befürchten unterdessen, dass zahlungskräftige Bauunternehmer die Verzweiflung der Menschen von Lahaina ausnutzen und versuchen könnten, die zerstörten Grundstücke aufzukaufen, um dort Luxuswohnungen oder lukrative Unterkünfte zur Kurzzeitmiete zu bauen. Green ging am Dienstag auf diese Sorge ein.

Ziel seiner Regierung sei es, beim Wiederaufbau dafür zu sorgen, dass die Interessen der Menschen in Lahaina im Vordergrund stünden, sagte der Politiker der Demokratischen Partei von Präsident Biden. „Folglich werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um zu verhindern, dass dieses Land in die Hände von Außenstehenden fällt“.

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