Neonazi-Verein soll verboten werden: Rudolf Steiners rechte Erben

Die große Koalition will einen rechtsextremen Verein verbieten - das Collegium Humanum. Das hat vorgesorgt - und eine Tarnorganisation aufgebaut.

Nach langer Diskussion um rechtsextreme Vereine soll nun der erste verboten werden. Bild: dpa

HAMBURG taz Nach langer Diskussion um rechtsextreme Vereine wollen die Regierungsparteien CDU und SPD nun einen Verbotsantrag für den Verein "Collegium Humanum - Akademie für Umwelt und Lebensschutz e. V." (CH) im Bundestag einbringen. Wann das Verbot beschlossen wird, ist unklar.

Die Verbotsdebatte beunruhigt den Verein um die Holocaustleugner Ursula Haverbeck-Wetzel und Horst Mahler kaum. Scheint der Verein im ostwestfälischen Vlotho doch bereits alle Liegenschaften der "Bauernhilfe e.V." übertragen zu haben. Am 20. Juni 2004 gründeten Haverbeck-Wetzel und Mahler in Vlotho die "Bauernhilfe", um rechtsextrem-ökologische Konzepte zu entwerfen und zu verbreiten. Damit ähnelt die "Bauernhilfe" dem 1963 von Werner Georg Haverbeck gegründeten "Collegium Humanum", das sich längst zu dem bundesdeutschen Zentrum der Holocaustleugner weiter entwickelt hat. Bei der Gründung der "Bauernhilfe" waren altbekannt Holocaustleugner des Collegiums dabei.

"Die Bauernhilfe ist ein Auffangbecken", betont denn auch Gerd Alt vom Verein "Argumente und Kultur gegen Rechts". In Vlotho organisieren "Argumente und Kultur" seit Jahren den Widerstand gegen die "Heimvolksschule" des "Collegium Humanum" mit. Den Anti-Nazi-Aktivisten fiel auf, dass laut Vereinsakte das "Collegium Humanum" mit der "Bauernhilfe"die "Übertragung des Eigentums und die Nutzung des Seminarhauses" vereinbaren sollte. Längst soll Geld an die "Bauernhilfe" geflossen sein. Das Gründstück der "Heimvolkshochschule" soll bereits der "Bauerhilfe" gehören. "Wenn alles nach Plan lief, sagt Alt, "dann würde jetzt mit dem Verbot des Collegium Humanums nur eine leere Hülle verboten". Nicht der einzige Finanzclou der dem Collegium gelang, das seit Jahrzehnten als Gemeinnützig anerkannt ist.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, der auch die kommunale Jugendarbeit verantwortet, bestätigte gegenüber der taz, dass das CH über Jahre als "Träger der Jugendhilfe anerkannt" war. "Ja, über uns erhielt das Collegium Humanum Gelder", sagt Markus Fischer, Pressesprecher des Landschaftsverbandes. Dieser Status ermöglichte auch die Bezuschussung durch die "Stiftung Deutsche Jugendmarke e.V." Wegen dem anthroposophischen Ansatz habe es in den 1970ern eine einmalige Förderung für das Collegium gegeben, heißt es bei der Stiftung.

Schlüsselfigur ist hier Werner Georg Haverbeck, der langjährige Ehemann von Ursula Haverbeck-Wetzel. Haverbeck begann Mitte der 1920er Jahre bei der NSDAP und SS eine politische Karriere begann. Nach Ende des zweiten Weltkrieges war er in den 50er Jahren Priester der Christengemeinschaft, einer Relegionsgemeinschaft, die sehr stark durch die Lehren Rudolf Steiners beeinflusst ist. Beim Verbot des Collegium Humanum soll es übrigens nicht bleiben. "Ein Verbotsantrag muss nach den neuen Erkenntnissen auch die Bauernhilfe mit einschließen", sagt Sebastian Edathy (SPD), Vorsitzender des Innenausschusses im Bundestag, jetzt. Bisher überlegte das Innenministerium nur den "Verein zur Rehabilitierung der wegen des Bestreitens des Holocaust Verfolgten" von Haverbeck-Wetzel und Co gleich mit zu verbieten.

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