Neue Meldestelle Antifeminismus: Mehr als 700 Fälle im ersten Monat

Zum Start verunglimpft, nun rege genutzt: Die „Meldestelle Antifeminismus“ hat in ihren ersten Wochen bereits hunderte Meldungen verzeichnet.

Ein gelber Regenmantel darauf in rot ein Zeichen gegen Antifeminismus

Protest-Regenjacke am Weltfrauentag in Hamburg Foto: dpa

BERLIN taz | Das Portal ist erst seit Anfang Februar online, wird aber schon viel genutzt: Die neue bundesweite „Meldestelle Antifeminismus“ der Amadeu Antonio Stiftung verzeichnete in den Wochen seit ihrem Start mehr als 700 verifizierte Eingaben. „Die Anzahl der Meldungen übersteigt unsere Erwartungen und es zeigt deutlich, wie hoch der Bedarf ist“, erklärte die Leiterin der Meldestelle, Judith Rahner, am Dienstag.

Demnach bezog sich rund ein Drittel der Meldungen auf Antifeminismus als organisierte politische Bewegung. Dazu zählen etwa Demonstrationen mit antifeministischen Inhalten, oder sogenannte Gehsteigbelästigungen, wenn Ab­trei­bungs­geg­ne­r*in­nen Menschen nachstellen, die Angebote von Arztpraxen oder Beratungsstellen in Anspruch nehmen möchten.

Ein weiteres Drittel der verifizierten Eingaben entfiel auf die Kategorie Sexismus und geschlechtsbasierte Gewalt. Allein die Hasskommentare und Drohungen gegen die Meldestelle und ihre Mit­ar­bei­te­r*in­nen bildeten das letzte Drittel der registrierten Fälle.

Insgesamt beträfen die Meldungen die verschiedensten Bereiche, sagte Rahner: Darunter seien etwa Verwaltungsangestellte, Gleichstellungsbeauftragte und Mit­ar­bei­te­r*in­nen aus Frauenberatungsstellen, die im Rahmen ihrer Tätigkeiten bedroht werden. Hinzu kämen „Meldungen von Lokalpolitiker*innen, die aufgrund ihrer politischen Arbeit sexistischen Diffamierungen ausgesetzt sind und von Journalist*innen, deren Kommentarspalten systematisch mit vulgären, sexistischen Inhalten geflutet werden, wenn sie über frauenpolitische Themen berichten“, so die Initiatorin des Portals.

Shitstorm zum Auftakt hat wohl nicht nur geschadet

Zu durchschnittlich jeder fünften Meldung äußerten die Betroffenen einen Beratungswunsch. Besonders hoch sei der Bedarf an Tipps für den Umgang mit Anfeindungen im Netz. Die Meldestelle stelle dann den Kontakt zu Beratungseinrichtungen vor Ort – etwa Antidiskriminierungsstellen – her.

Die „Meldestelle Antifeminismus“ ist das erste bundesweite Monitoring solcher Vorfälle und wird von der Amadeu Antonio Stiftung, dem Gunda-Werner-Institut und dem Verein „Dissens – Institut für Bildung und Forschung“ geleitet. Finanziert wird das Projekt vom Bundesfamilienministerium.

Rund um den Start der Webseite hatte es einen Shitstorm in konservativen und rechten Medien gegeben. Unter anderem wurde das Projekt als „Petz- und Pranger-Portal“ verunglimpft, wo „Denunziation“ unterhalb einer strafrechtlich relevanten Schwelle stattfinde.

Zumindest habe die dadurch entstandene mediale Aufmerksamkeit der Meldestelle nicht nur geschadet, sagte Leiterin Rahner nun angesichts der hohen Zahl der Meldungen.

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Dieser Text ist Teil der Sonderausgabe zum feministischen Kampftag am 8. März 2024, in der wir uns mit den Themen Schönheit und Selbstbestimmung beschäftigen. Weitere Texte finden Sie hier in unserem Schwerpunkt Feministischer Kapmpftag.

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