Neuer Saarbrücken-„Tatort“: Loyalität, Verrat und Glücksspiel

Ein Riss tut sich auf zwischen Kollegen. Und dann geht es in die Welt des Glücksspiels und der rücksichtslosen Autofahrer – und das im Saarland!

Tatort: Der Fluch des Geldes

Hauptkommissar Leo Hölzer (Vladimir Burlakov,li.) unter Spielern Foto: SR

Ganz schön viel Geld kippt Kommissar Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) da vor den Augen seines Kollegen Adam Schürk (Daniel Sträßer) am Strand eines Sees aus. Beide Männer stehen unter Strom, denn soeben hat Hölzer herausgefunden, dass Schürk die Kleinigkeit von 1,2 Millionen Euro aus dem Bankraub seines Vaters einfach mal behalten hat und auch keinen Grund sieht, das Geld zurückzugeben. Ein tiefer, nur schwer zu kittender Riss tut sich zwischen den sonst so loyal agierenden Ermittlern auf.

Wütend verlässt Hölzer den Ort und geht zu Fuß am Rand einer Landstraße zurück nach Saarbrücken. Dort wird er fast von einem riesigen Pick-up-Truck überfahren, dessen vier In­sas­s*in­nen sich einen Spaß daraus machen, der Frau am Steuer die Augen zuzuhalten. Während Hölzer geistesgegenwärtig zur Seite springen kann und eine Fahndung nach dem Wagen herausgibt, kommt es, wie es kommen muss: Ein großer Knall zerreißt die Stille – offensichtlich wurde nun doch noch ein richtiger Unfall verursacht. Tatsächlich findet Hölzer unweit einen kleinen Peugeot mitsamt einer toten Rentnerin hinterm Lenkrad im Straßengraben. Was für eine Blaupause für die in der Gesellschaft vorherrschende Rücksichtslosigkeit!

Jedoch: Beweise für das Szenario, das Hölzer vermutet, gibt es nicht. Und deswegen darf er offiziell auch keine Untersuchungen starten. Da muss er halt auf eigene Faust ermitteln. Einen ersten Hinweis gibt es schnell – der vermeintliche Unfallwagen wurde nämlich vor einem Kasino geklaut.

Hölzer begibt sich nun in die Welt des Glücksspiels und begegnet am Pokertisch: der Vierergruppe aus dem Auto. Mit allen Mitteln versucht er, sich ihren Respekt und ihr Vertrauen zu verdienen. Und das geht am besten mit Wetten, denn diese eingeschworene Gang aus durch die Bank weg unsympathischen Menschen hat es sich zum Lebensmittelpunkt gemacht, sich gegenseitig durch bezahlte Mutproben auszunehmen und sich mit abgewandeltem Flaschendrehen für Erwachsene zu demütigen.

Für Geld das Leben

Die Rollen sind alle gut besetzt und die Schau­spie­le­r*in­nen erzeugen dank ihrer emotionalen Darstellungen eine große Dichte

Die Szenen, in denen Hölzer mit der Gruppe abhängt, sind die stärksten dieses „Tatorts“ und zeichnen, passend in einem alten, abrissreifen Industriegebäude inszenierten Setting, spannende Gruppendynamiken – und Einzelpersonen.

Sei es Taleb Hamsa (Omar El-Saeidi), das Paradebeispiel eines toxisch-narzisstischen Mannes, oder der aufgrund seines Körpers gemobbte Dino Callas (Daniel Zillmann), die drogenabhängige und äußerst spitzzüngige Luisa Becker (Jasmina Al Zihairi) oder die immer ein bisschen unterschätzte, recht naive Betty Henschel (Susanne Bormann) – sie alle setzen für Geld ihr Leben ein und wirken dabei wie Schüler*innen, die zu viel Langeweile haben. Diese Rollen sind alle richtig gut besetzt, und die Schau­spie­le­r*in­nen erzeugen dank ihrer emotionalen Darstellungen eine große Dichte. Fast gerät die Ermittlung zum Tode der Rentnerin dabei ein wenig ins Hintertreffen.

„Der Fluch des Geldes“, So., 20.15 Uhr, ARD

Dieser „Tatort“ setzt da an, wo sein Vorgänger „Die Kälte der Erde“ endete. Es kann nicht schaden, sich diesen Film vorher noch einmal anzuschauen, um die Geschichte über Freundschaft, Verrat und Loyalität zwischen den beiden Kommissaren Hölzer und Schürk zu verstehen.

Aber auch so ist dieser Film, trotz kleinerer Logikschnitzer (wer bitte bewahrt eine Sporttasche mit 1,2 Millionen Euro im Kofferraum seines Autos auf und lässt dabei die Fenster offen?), gelungen und verspricht einen spannenden Krimiabend.

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