Palästinenserprotest gegen Israel: Die Unruhen flauen ab

Statt an die Grenze zu ziehen, beerdigten die Palästinenser im Gazastreifen nun ihre Toten. Im Westjordanland stecken sie Reifen in Brand.

Drei Frauen trauern auf einer Beerdigung

Gazastreifen: Die Hamas rief eine Trauerzeit von drei Tagen aus Foto: reuters

JERUSALEM taz | Im Schock über die hohe Zahl von Toten und Verletzten am Montag, als 60 Demonstranten im Grenzgebiet von Gaza erschossen wurden, flauten die Unruhen am Nakba-Tag deutlich ab. Am 15. Mai erinnern die Palästinenser an den Beginn der Flüchtlingskatastrophe, der Nakba, die sich in diesem Jahr zum 70. Mal jährt.

Anstatt mit brennenden Reifen und Steinschleudern in die Schlacht gegen die Soldaten im Grenzbereich zu ziehen, begruben die Trauernden ihre Toten. Die Hamas rief eine Trauerzeit von drei Tagen aus. Im Westjordanland hingegen lebten die Kundgebungen zum Jahrestag der Nakba auf. In Hebron, Bethlehem und am Kontrollübergang Kalandia bei Ramallah steckten Palästinenser Autoreifen in Brand. Die israelischen Soldaten reagierten mit Tränengas. Verletzte gab es nicht.

Ägypten signalisierte Bereitschaft, den Grenzübergang zu öffnen, um den Transport von Verletzten zu ermöglichen, für die in den überfüllten Krankenhäusern im Gazastreifen kein Platz mehr ist. Über 2.700 verletzte Palästinenser zählte das Gesundheitsministerium im Gazastreifen. Die blutigen Auseinandersetzungen am Montag könnten das Ende des „Großen Marschs der Rückkehr“ bedeuten, mit denen die Flüchtlinge ihr Recht auf das vor 70 Jahren verlorene Land einklagen wollten und auf ihre Not aufmerksam machen nach elf Jahren Belagerung. Die Hoffnung der Hamas war auch, die Proteste als Mittel zur Überbrückung des innerpalästinensischen Konflikts zu nutzen. Viel hat die islamistische Führung im Gazastreifen nicht erreicht. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas beließ es letztendlich dabei, Israel ein „Massaker an unbewaffneten Demonstranten“ vorzuwerfen.

Israels Justizministerin Ajelet Schaked lobte hingegen die Soldaten. „Unsere Sicherheitskräfte leisten gute Arbeit.“ Nicht Israel sei Schuld an dem Tod der Palästinenser. „Die Hamas opfert ihre eigenen Leute für politische Zwecke“, meinte Schaked.

Möglicherweise aus Sorge, dass die Unruhen wieder aufleben könnten, forderte der israelische Minister für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, dazu auf, die gezielte Tötung von Führungsköpfen der Hamas wieder aufzunehmen. Die Führung der Hamas müsse „im Untergrund um ihr Leben fürchten, anstatt die Massen zum Terror anzutreiben“, meinte Erdan und nannte namentlich Jihia al-Sinwar, den Chef des Hamas-Politbüros.

„Tausende Israelis sind gestern zusammengekommen zu einer musikalischen Veranstaltung auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv“, twitterte Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman. „In Gaza, auf der anderen Seite, sind Tausende zusammengekommen, um nach Israel einzudringen und Terrorakte zu verüben. Das ist der Unterschied zwischen Israels Kultur des Lebens und der Hamas-Kultur des Todes im Gazastreifen.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.