Parteitag der US-Republikaner: Nationalistische Worthülsen

Zum Abschluss des Wahlkonvents in Cleveland hält Donald Trump eine völlig inhaltsleere Rede – und schießt damit ein Eigentor.

Donald Trump mit aufgerissenem Mund vor einer Leinwand, die sein Gesicht noch einmal zeigt

Er kann nur Trump: der Präsidentschaftskandidat der Republikaner am Donnerstagabend Foto: dpa

CLEVELAND taz | Irgendwann hört man auf mitzuzählen, wie oft der Slogan „USA! USA!“ durch die Halle schallt. Donald Trump hat einen nationalistischen Furor entfacht, die Quintessenz seiner Rede beim Wahlkonvent der US-Republikaner in Cleveland lässt sich auf einen kurzen Nenner bringen: Amerika steht an erster Stelle. Und danach kommt lange nichts.

Die Rede Trumps war der Höhepunkt des viertägigen Nominierungsparteitags der Republikaner, der am Donnerstagabend zu Ende ging. In den USA wird am 8. November der Nachfolger von Präsident Barack Obama gewählt.

Es sind die Schlüsselsätze seines Wahlkampfs, mit denen Trump seinen großen Auftritt in der Quicken Loans Arena in Cleveland bestreitet, den ersten als offiziell nominierter Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Nur dass er sie hier und da noch zuspitzt.

„Amerikanismus, nicht Globalismus, wird unser Credo sein“, sagt er. „In unserem Plan wird Amerika den vordersten Platz einnehmen.“ Ab dem 20. Januar 2017, wenn er den Amtseid des Präsidenten ablege, werde sich Amerika zurückmelden, „größer und stärker als je zuvor“.

Er verspricht alles: Recht und Ordnung, den Sieg über die IS-Terroristen, ein Ende der illegalen Einwanderung, sichere Städte, höhere Löhne, Respekt im Ausland, niedrigere Steuern, ein niedrigeres Haushaltsdefizit, massive Investitionen in die marode Infrastruktur, eine Modernisierung des Militärs. Es sind Worthülsen, mehr nicht. Wie er das alles anstellen will, erklärt er mit keinem Wort. Das Wie bleibt völlig offen.

„Niemand kennt das System besser als ich“

Letztlich reduziert sich seine Rede auf die Phrase, dass keiner das Handwerk des Regierens, des Aufbauens, des Reparierens besser beherrscht als er, Donald Trump. Dass man ihm, Donald Trump, einfach vertrauen möge. Zumal er, Donald Trump, sich aufgeopfert habe, um nach höchst erfolgreicher Unternehmerkarriere dem Allgemeinwohl zu dienen, weil er den Verfall des Landes nicht mehr mit ansehen konnte.

„Niemand kennt das System besser als ich“, sagt Trump allen Ernstes, „deswegen bin ich der Einzige, der es reparieren kann.“ So voll hat selbst in Amerika den Mund schon lange niemand mehr genommen. Er sei die Stimme der Vergessenen, er sei der Kandidat von Recht und Ordnung, fügt der Immobilienmogul mit breiter Brust hinzu.

Und wenn es mal nicht um das „America first“ oder die einzigartigen Qualitäten des Donald Trump geht, startet er die auch nicht mehr ganz neuen Attacken gegen die politische Gegnerin Hillary Clinton. „Sperrt sie ein! Sperrt sie ein!“, schallt es daraufhin durch die Arena. Worauf sich der Populist, der solche Sprüche mit seiner Brachialrhetorik erst provozierte, gönnerhaft den Kopf schüttelt, als wollte er die Menge beschwichtigen: „Nein, lasst sie uns im November besiegen.“

So wenig Inhalt gab es lange nicht

Der Demagoge Trump, er hat alle Register gezogen. Nur hat er sich mit der inhaltsleersten Rede, die seit langem auf einem amerikanischen Wahlkonvent gehalten wurde, vermutlich auch ein Eigentor geschossen.

Sechzig Prozent der Amerikaner haben eine negative Meinung von Trump. Eigentlich hätte er skeptischen Wählern der politischen Mitte, die ihn schlicht nicht für fähig halten, im Oval Office hinterm Schreibtisch zu sitzen, zeigen müssen, dass er lernfähig ist. Seriöser, als viele ihm bisher zugetraut hatten. Dass er neben der Show auch Substanz zu bieten hat. Daran ist er grandios gescheitert. Donald Trump kann offenbar nur Donald Trump.

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