Pazifischer Feuerring: In Westjava bebt die Erde

In Indonesien behindern Erdrutsche und Stromausfälle die Rettungseinsätze nach einem Erdbeben der Stärke 5,6 südöstlich von Jakarta.

Personen laufen an einem zerstörten Haus vorbei.

Zerstörte Häuser und viele Tote: Westjava nach dem Erdbeben am 21. November

CIANJUR (AFP) | Bei einem Erdbeben der Stärke 5,6 auf der indonesischen Insel Java ist am Montag die Zahl der Toten auf mehr als 160 gestiegen. „Ich muss leider mitteilen, dass 162 Menschen tot sind“, sagte der Gouverneur der Provinz West Java, Ridwan Kamil, am Montag in einem Video. Ein Sprecher des Stadtverwaltung der besonders stark betroffenen Stadt Cianjur bestätigte die Angaben. Hunderte weitere verletzt worden.

Die indonesische Katastrophenschutzbehörde sprach zunächst weiterhin von 62 Todesopfern. Aufgrund von Fehlern bei der Zählung hatte es auch nach der Stadionkatastrophe in Malang im Osten Indonesiens im Oktober starke Abweichungen bei den offiziellen Opferzahlen gegeben.

Rund um die besonders stark betroffene Stadt Cianjur wurden die Rettungseinsätze durch Stromausfälle und Erdrutsche erschwert.Weil viele Menschen noch nicht erreicht werden könnten, werde die Zahl der Toten und Verletzten wahrscheinlich weiter steigen, sagte Gouverneur Kamil in einer Pressekonferenz.

In mehreren Krankenhäusern sei wegen des Erdbebens stundenlang der Strom ausgefallen und die Ärzte hätten die Verletzten auf der Straße behandelt. Bis zum Abend sei die Stromversorgung teilweise wieder hergestellt worden.

Behördenchef: Medizinisches Personal dringend benötig

Der Behördenchef der Stadt Cianjur, Herman Suherman, sagte dem Sender Metro TV, die Ärzte im Sayang-Krankenhaus in seiner Stadt hätten wegen Stromausfalls zunächst keine Erdbebenopfer operieren können. Angesichts der enormen Verletztenzahl werde dringend zusätzliches medizinisches Personal gebraucht. Weiterhin wurden Verletzte auf Motorrädern oder Pritschenwagen ins Krankenhaus gebracht.

Der örtliche Polizeichef Doni Hermawan sagte auf Metro TV, nach einem Erdrutsch seien eine Frau und ein Baby gerettet worden. Ein weiterer verschütteter Mensch sei aber seinen Verletzungen erlegen. Laut Gouverneur Kamil machten Erdrutsche zudem mehrere Straßen unbefahrbar, so dass Räumfahrzeuge anrücken mussten.

Örtliche Medien berichteten über schwere Schäden an einem Krankenhaus, einem islamischen Pensionat sowie an diversen Geschäften. „Hunderte, vielleicht sogar tausende Häuser wurden beschädigt“, sagte der Sprecher von Cianjurs Stadtverwaltung der Nachrichtenagentur AFP.

Die US-Erdbebenwarte (USGS) gab die Stärke des Bebens mit 5,6 an. Das Epizentrum lag demnach in der Nähe von Cianjur in der Provinz West Java. Cianjur liegt etwa 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Jakarta und westlich von Bogor.

Indonesiens Meteorologiebehörde zählte mindestens 25 Nachbeben. Die Einwohner der Erdbebenregion sollten wegen dieser Gefahr vorerst im Freien bleiben, sagte Behördenchefin Dwikorita Karnawati.

Schwankende Hochhäuser sorgen für Panik in Jakarta

Durch das Erdbeben waren auch Hochhäuser in Jakarta ins Schwanken geraten. Menschen rannten in Panik ins Freie, größere Schäden oder Verletzte wurden aber aus der Hauptstadt nicht gemeldet.

Hunderte Menschen in Jakarta harrten nach dem Beben vorsichtshalber im Freien aus, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Einige von ihnen trugen Helme zum Schutz vor herabstürzenden Gebäudeteilen.

Wegen Indonesiens Lage auf dem Pazifischen Feuerring ereignen sich in dem südostasiatischen Land häufig Erdbeben und Vulkanausbrüche. Im Januar 2021 waren bei einem Erdbeben der Stärke 6,2 auf der Insel Sulawesi mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Tausende Menschen verloren ihr Zuhause.

Viele tödliche Beben in den letzten Jahren

2018 starben auf den Inseln Lombok und Sumbawa mehr als 550 Menschen bei einem Erdbeben. Im selben Jahr ereignete sich auf Sulawesi ein Beben der Stärke 7,5: Rund 4300 Menschen starben oder gelten seither als vermisst.

In schrecklicher Erinnerung ist immer noch das Seebeben der Stärke 9,1, das sich am 26. Dezember 2004 vor Sumatra ereignete. Der dadurch verursachte Tsunami tötete in der gesamten Region 220.000 Menschen, davon allein 170.000 in Indonesien.

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