Personenführung #103: Sören Haberlandt: Meinungsstark und zeitungsverliebt

Er ist ein Hamburger, der lieber in Berlin lebt und ein Historiker, der eigentlich lieber bei der Zeitung arbeitet – unser rio.taz-Hospitant Sören Haberlandt.

Auch ein Bild von Sören Haberlandt Bild: taz

Wenn man seinen Namen googelt, bekommt man die unterschiedlichsten Angebote: Meinten Sie vielleicht den Chefredakteur der in Berlin und Freiburg erscheinenden Studentenzeitung Freistuz? Oder den Torwart des Freizeitclubs Rot-Weiß Viktoria Berlin-Mitte?

Der Name taucht auch auf dem russischen sozialen Netzwerk vkontakte auf. Als aktueller Wohnort steht: Nowosibirsk, Russland. Daneben ein Foto: wirres, langes Haar unter einem classy Fedora-Hut, Sieben- bis Achttagebart, angemessen modisch-skeptischer Blick unter leicht gerunzelten Augenbrauen. Typ: tschechischer Barde und Sechziger-Jahre-Dissident.

Es ist dreimal derselbe Sören Haberlandt, der das Rio-Olympia-Team der taz fabelhaft unterstützt. Der gebürtige Hamburger, aufgewachsen im definitiv antiunauffällig-schläfrigen Hamburger Stadtteil Fuhlsbüttel, ist in der Tat ein vielseitig verwendbarer Kollege.

Auf jeden Fall Zeitung, aber bitte nicht in Kiel

Im Detail: Mal schreibt er über Pferdesport, entwirft Medaillenspiegel der Kolonialreiche – der Mann ist gelernter Historiker –, oder er geht der Frage nach, weshalb männliche Synchronschwimmer für Olympia „zu gay“ sind … to be continued – er bleibt uns noch erhalten bis zur letzten Ausgabe rio.taz am 23. August 2016.

Danach will der Nachwuchsjournalist, 28 Jahre, auf jeden Fall bei der Zeitung bleiben – Krise hin, Krise her. „Ich mag die Atmosphäre bei der Zeitung“, sagt er. Und in Berlin, wo er seit drei Jahren lebt und soeben seinen Master in Osteuropastudien zu Ende bringt, möchte er auch gern weiterhin bleiben.

Nach Kiel, wo er seinen Bachelor machte, zieht es ihn nicht zurück: „Die ödeste Stadt auf diesem Planeten, Grau in Grau!“ Das ist für die Liebhaber dieser Stadt in Schleswig-Holstein ein hässliches Urteil, aber Haberlandt scheut sich nicht, klare Meinungen zu äußern, selbst wenn sie sich Tage später als irrig erweisen.

Jedenfalls: Nach Hamburg will er auch nicht, „zu teuer“ und zu nah an Kiel. Und selbst dann nicht, wenn ihn die Henri-Nannen-Schule beim zweiten Anlauf nehmen sollte. Also erst mal in der Hauptstadt bleiben. Und noch ein bisschen für die, wie er sagt, beste Zeitung der Welt schreiben.

SUNNY RIEDEL, taz.eins-Redakteurin und Mitglied der rio.taz-Redaktion