Polizeiruf 110: Ach, die menschliche Psyche

In der neuen „Polizeiruf 110“-Folge „Blackbox“ geht es darum, wie leicht Erinnerungen sich manipulieren lassen. Das ist wendungsreich und emotional.

Eine Junge hat sich auf die Gleise gelegt

Da bahnt sich etwas an: Adam (Eloi Christ) hat sich auf die Gleise gelegt Foto: MDR

Rollen diese alten Züge eigentlich noch durchs Land? Oder ist da ein ausrangierter Zug für die Dreharbeiten des neuen „Polizeirufs“ aus Magdeburg hervorgeholt worden? Adam und Tomi fahren nach einem Partywochenende in Berlin nach Hause, haben das Fenster ganz weit nach unten geschoben und recken ihre Köpfe in den Fahrtwind – ich hab das früher geliebt! –, schauen sich an und küssen sich.

Einen Augenblick später kommt ein laut telefonierender Mann ins Abteil, setzt sich dem Paar gegenüber. Der Typ beschimpft jemanden richtig übel, der Ton wird immer aggressiver. Adam, gerade mal 21 Jahre alt, wirkt von einer Sekunde auf die andere verändert. Da bahnt sich etwas an … Wenig später ist der Mann tot. Das Zugabteil ist voller Blut. Eine krasse Szene zu Beginn der „Polizeiruf 110“-Folge „Black Box“.

„Es ist heftig“, sagt Kriminalobermeister Günter Márquez (Pablo Grant), als Hauptkommissarin Doreen Brasch (genial wie immer: Claudia Michelsen) eintrifft und sich dem Tatort nähert. Schon da wird klar: etwas stimmt nicht mit Brasch, im Zug wie andernorts erträgt sie keine geschlossenen Türen. Flashbacks zeigen, woran man sich vielleicht nicht mehr erinnert, weil der letzte Polizeiruf aus Magdeburg zu lange zurückliegt: Brasch war in die Hände eines Paares gefallen, das Frauen bestialisch getötet hatte. Sie kam gerade so davon – mit seelischen Blessuren: Posttraumatische Belastungsstörung. Zur Physiologin aber will sie nicht. Dafür gibt es Ärger mit ihrem Chef, Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler).

Macht Adam auf unzurechnungsfähig?

Das sorgt aber auch dafür, dass Brasch sich in Adam gut einfühlen kann. Denn der kann sich an gar nichts erinnern, steht unter Schock. Und sein Freund ist nach dem Ziehen der Notbremse überfordert aus dem Zug abgehauen. Macht Adam auf unzurechnungsfähig oder ist er es tatsächlich? Brasch glaubt, ja, fühlt Letzteres und gerät deshalb bald mit dem Vater von Adam – dem LKA-Direktor a. D. – aneinander.

Der versucht, so viel kann man verraten, auf die Ermittlungen von Brasch Einfluss zu nehmen. Nicht eben zimperlich und höchst unsympathisch. Auch seine Frau, eine bedeutende Psychologin, beteuert Adams Unschuld und kommt einem gleich verdächtig vor. Ach, die menschliche Psyche, unsere Erinnerungen, wie leicht lassen wir uns manipulieren. Und so spielt die Psychologie in diesem spannenden, wendungsreichen, ja ziemlich grandiosen und am Ende emotional nahe gehenden wie tragischen Krimi die eigentliche Hauptrolle.

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