Private Vogelzählung beim Nabu: Wenn die Grünfinken fehlen

Der Naturschutzbund ruft zur Vogelzählung auf. Aber wie sinnvoll ist die Mitarbeit von Laien bei wissenschaftlicher Forschung?

Ein Grünfink sitzt auf einem vereisten Baum.

Der Grünfink ist immer seltener in den Gärten der Vogelbeobachter zu entdecken. Foto: dpa

BERLIN taz | Das Rennen macht wohl wieder der Haussperling. Oder holt die Kohlmeise ihn ein? Vielleicht hat das milde Dezemberwetter auch Zugvögel wie Zilpzalp oder Hausrotschwanz zur Überwinterung in Deutschland verleitet. Kommenden Montag wissen wir mehr.

Zum sechsten Mal ruft der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) zur winterlichen Vogelzählung auf. Zwischen Freitag und Sonntag sollen die Teilnehmenden von jeder Art die höchste Anzahl notieren, die sie im Laufe einer Stunde gleichzeitig beobachtet haben. Das Ergebnis melden sie online, telefonisch oder per Post.

Der Nabu verfolgt dabei zwei Ziele. „Einerseits wollen wir wissenschaftliche Daten sammeln und andererseits möglichst viele Menschen für die Natur vor der Haustür begeistern“, sagt Lars Lachmann, Vogelschutzexperte des Nabu. Letzteres scheint zu gelingen. Im vergangenen Jahr machten über 77.000 Menschen mit. Auf einer virtuellen Karte können die eingegebenen Daten live mitverfolgt werden.

„Für die Untersuchung langfristiger Trends macht die Methode Sinn“, sagt Hans-Günther Bauer, Ornithologe der Vogelwarte Radolfzell. Populationseinbrüche könnten von Laien teilweise rascher erkannt werden als von Experten. Mehr Augen sehen mehr.

Methode hat Vor- und Nachteile

Der Vorteil der Methode liege in der großen Menge von gelieferten Daten innerhalb von nur drei Tagen. Der Nachteil liege darin, dass viele Leute nur sehen, was sie kennen, und dabei unbekannte Arten falsch zuordnen oder gar nicht bemerken. Für spezifischere Forschungsfragen seien die Daten des Nabu zu wenig genau.

Der Nabu nutzt die Ergebnisse deshalb auch nicht für Erhebungen des gesamten Bestandes oder um seltene Arten aufzuspüren. Vielmehr sollen sie langfristige Trends innerhalb der Populationen aufzeigen und die Arten untereinander vergleichbar machen. So konnte in den letzten fünf Jahren der bundesweite Rückgang der Grünfinken aufgrund einer Krankheit dokumentiert werden.

Ornithologe Bauer schätzt an der Aktion den pädagogischen Effekt dennoch höher als den wissenschaftlichen Nutzen. Für die eigene Forschung verlässt sich die Vogelwarte Radolfzell auf geschulte Beobachter und prüft alle Meldungen auf Plausibilität.

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