Pro & Contra: Firmen nutzen Hochschuldaten

Die Freie Universität Berlin hat ausgewählten Studierenden Einladungen von McKinsey geschickt. Darf die das?

PRO von KRISTINA PEZZEI:

Talentsuche ist sinnvoll

Natürlich hätten die Berater von McKinsey die Studenten-Daten gern in die Finger gekriegt. Haben sie aber nicht. Die Universität hat die Werbebriefe des Konzerns eingesammelt und selbst an die Studierenden verteilt - und damit deren Daten geschützt. Sich darüber aufzuregen, ist realitätsfern und unnötig. Zu keinem Zeitpunkt hat die Freien Universität den Datenschutz verletzt.

Die Universität schadet ja keinem mit ihrem Vorgehen. Im Gegenteil: Die angeschriebenen Studierenden erfahren, dass sie zu den zehn Prozent der Besten ihres Fachs gehören. Das ist allenfalls Positiv-Diskriminierung.

Die zukünftigen Spitzenleute wiederum erhalten die Chance, Kontakt zu einem der Top-Unternehmen der Branche zu knüpfen. Sie werden nicht gezwungen, zu den von McKinsey und Konsorten angebotenen Rekrutierungsabenden zu gehen - wer Unternehmensberater doof findet, bleibt zu Hause und schmeißt den Brief weg.

Wer sich aber für eine Stelle in der Branche interessiert, hat mit einem solchen Vorgehen eine hervorragende Ausgangsposition und spart sich womöglich mühselige Bewerbungsmappen.

Auf der einen Seite Eliteförderung fordern, auf der anderen Seite der Exzellenz den Karriereeinstieg unnötig erschweren - das passt nicht zusammen.

CONTRA von GEREON ASMUTH

Die Einladungen von McKinsey, die die Freie Universität ausgewählten Studierenden geschickt hat, erscheinen harmlos. Denn die einen werden sich über die Chance auf einen Job freuen. Und wer die Post nicht haben will, kann sie ja wegwerfen. Problem erledigt? Im Gegenteil!

Heutzutage kommt keine Institution mehr ohne umfangreiche Datenbanken aus. Universitäten wissen alles über den Leistungsstand der Studierenden. Krankenkassen über den Gesundheitszustand der Versicherten. Finanzämter über die Einkommensverhältnisse der Steuerzahler. Sie benötigen dieses Wissen, um ihre Arbeit zu erledigen.

Davon profitiert letztlich die jeweilige Kundschaft. Deshalb - und nur deshalb - ist man bereit, seine Daten speichern zu lassen. Stets im Vertrauen darauf, dass dieses Wissen nur für den ursprünglichen Zweck verwendet wird. Denn solche Daten wecken zwangsläufig Begehrlichkeiten.

Dieses Vertrauen verletzt die Uni, wenn sie ihre Datensätze im Interesse Dritter filtert. Da hilft es auch nichts, wenn die FU Betroffenen nun im Nachhinein generös gestattet, sich von der Verteilerliste streichen zu lassen. Sie hätte umgekehrt um Erlaubnis bitten müssen, das ihr anvertraute Wissen für Dritte auszuwerten. Bei jedem einzelnen Studierenden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.