Pro-Palästina Demo in Bremen: Mit Gebet und Luftballons

Die „Free Gaza“-Demo am Samstag in Bremen verlief friedlich. Die Redner kritisierten den Antisemitismus-Generalverdacht gegenüber Mus­li­m*in­nen

Eine Menschenmenge demonstriert in Bremen für Palästina. Links im Bild eine palästinensische Flagge

Rund 1.800 Menschen demonstrierten am Samstag in Bremen für Palästina Foto: Carmen Jaspersen/dpa

BREMEN taz | Bevor es am Samstag richtig losgeht, ist um 15.10 Uhr Zeit für das muslimische Nachmittagsgebet. Die Ver­an­stal­te­r*in­nen der „Free Gaza“-Demo haben auf dem Boden Folie ausgelegt und damit zwei provisorische Gebetsplätze eingerichtet. Etwa 60 Männer und 20 Frauen folgen dem Gebetsruf.

Zu diesem Zeitpunkt haben sich auf dem sonnigen Bremer Bahnhofsvorplatz ein paar Hundert Menschen eingefunden. Später werden es laut Polizei 1.800 Menschen sein. Die Farben der palästinensischen Flagge sind überall. Neben Fahnen werden schwarze, weiße, grüne und rote Heliumballons verteilt.

Der Berliner Influencer Serhat Şișik hatte zuvor in den sozialen Medien mit den Worten „Wir werden Bremen auseinandernehmen“ dazu aufgerufen, zur Demo anzureisen. Aber auch mit den Worten „Nehmt Liebe mit, nehmt gute Laune mit“.

Zu den auf der Demo verbotenen Zeichen und Sprüchen gehört die Parole „Kindermörder Israel“, die sich auf eine mittelalterliche antisemitische Verschwörungserzählung bezieht. Die verbotenen Sprüche tauchen auf der Bremer Demo nicht auf. Was jedoch zu sehen ist: Schilder mit Sprüchen wie „Kindermörder sind Kindermörder“. Ob diese unter das Verbot fallen, konnte die Bremer Polizei bis Redaktionsschluss nicht beantworten.

Redner kritisiert Rassismus

Der erste Redner kritisiert die Kriminalisierung und den Generalverdacht gegenüber „Muslimen, Ausländern und Menschen, die sich für Palästina einsetzen“. Ein weiterer Redner kritisiert den „inhärenten Rassismus“ in Deutschland, wo kurz nach dem rassistischen Terroranschlag von Hanau der Karneval weitergegangen sei.

Detlef Griesche von der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft zitiert die UN-Sonderbeauftragte Francesca Albanese, die auf Twitter gepostet hatte, dass der Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober nicht antisemitisch motiviert, sondern eine „Reaktion auf die Unterdrückung Israels“ gewesen sei.

Ibrahim Aslan von der Palästinensischen Gemeinde Bremen und Umland kritisiert, dass er immer wieder nach der Hamas gefragt werde. Er frage jedoch: „Was ist mit 35.000 Toten?“ Am Ende seiner Rede muss Aslan sich immer wieder Tränen aus dem Gesicht wischen.

Scholz, Biden und Netanjahu als Vampire

Die Menschen tragen Schilder mit verschiedenen Aufschriften wie „SOS Gaza“. Auch mit dabei: ein dreiköpfiges Monster, das Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), den US-amerikanischen Präsidenten Joe Biden und den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zeigt – mit Augenklappen und blutigen Vampirzähnen. Während der gut zweistündigen Demo brechen die Sprechchöre nicht ab. „Gaza, Gaza ist in Not, hat kein Wasser, hat kein Brot“ oder „Stoppt den Mord, jetzt sofort“ rufen die Menschen.

Als die Demo am Bremer Marktplatz ankommt, stehen etwas abseits drei Menschen mit zwei Israel-Flaggen. Ein Mann aus der Demo spricht mit einem von ihnen: „War gut, mal mit dir zu reden“, sagt der. Am Ende bleibt alles friedlich, wie die Polizei am nächsten Tag auf taz-Nachfrage bestätigt.

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