Proteste gegen Olympia: Wirtschaft besorgt um China-Geschäft

Deutsche Manager lehnen einen Olympiaboykott ab und setzen stattdessen auf den "Dialog" mit China.

Nicht nur bei VW fürchtet man Absatzrückgänge am wachsenden chinesischen Markt. Bild: dpa

PEKING/PARIS/BERLIN dpa/rtr/taz Der deutsche Autokonzern und Olympia-Sponsor VW hat die Bedeutung der Olympischen Spiele für die Völkerverständigung betont. Konzernchef Martin Winterkorn sagte am Samstag auf Pekings Automesse: "Wir wünschen uns, dass unsere chinesischen Partner diese einmalige Chance, die die Olympischen Spiele ihrem Land bieten, ergreifen werden."

VW stellt 5.000 Fahrzeuge für die Spiele zur Verfügung und unterstützt auch den umstrittenen olympischen Fackellauf durch Tibet. Winterkorn sagte dpa, er haben seine chinesischen Partner in diesen Tagen "darauf aufmerksam gemacht, dass wir nicht nur in China, sondern in der ganzen Welt unterwegs sind". Diese hätten Verständnis gezeigt. "Wir sind uns der Verantwortung in China voll bewusst," so der Manager.

VW betreibt in China sieben Werke. Laut Winterkorn wird der Autokonzern in der Volksrepublik in diesem Jahr erstmals mehr als eine Million Fahrzeuge verkaufen. In zwei Jahren seien sogar 1,5 Millionen Verkäufe auf VWs wichtigstem Auslandsmarkt realistisch.

Der Präsident des Bundesverbandes der Industrie (BDI), Jürgen Thumann, sprach sich gegen einen Boykott etwa der Eröffnungsfeier der Spiele aus. "Die Wirtschaft setzt auf Dialog, anstatt China mit lauter Kritik in eine geschlossene Abwehrfront gegen den Westen zu treiben," so Thumann. "Wir sollen alle Kontaktmöglichkeiten nutzen - im Sport wie in Politik, Kultur und Wirtschaft." Nur in einem offenen und international integrierten China könnten Kräfte entstehen, die den internen Diskurs im Sinne einer Zivilgesellschaft stärken.

Der Chef der französischen Supermarktkette Carrefour, Jose-Luis Duran, äußerte sich in einem Interview besorgt über die Boykottaufrufe. Zwar seien noch keine Umsatzeinbußen feststellbar, doch: "Wir nehmen die Sache sehr ernst." Das macht inzwischen auch die Regierung in Paris. Sie kündigte am Wochenende an, zur Normalisierung der Beziehungen mit China zwei Gesandte nach Peking zu schicken. So soll Expremier Jean-Pierre Raffarin eine Botschaft von Präsident Nicolas Sarkozy und seinem Vorgänger Jacques Chirac überbringen. Auch Sarkozys wichtigster außenpolitischer Berater wird Peking aufsuchen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.