Randale in Berliner Freibädern: Dicke Hose im Prinzenbad

Nach den Krawallen im Neuköllner Columbiabad informiert sich der Regierende Bürgermeister im Prinzenbad über die Situation in den Berliner Freibädern.

Kai Wegner (CDU) und Iris Spranger (SPD) vor dem Prinzenbad in Kreuzberg

Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) nach dem Rundgang durch das Prinzenbad Foto: taz

BERLIN taz | Komplett entspannt, wie so meist, geht es an diesem Donnerstagmittag im Kreuzberger Prinzenbad zu. Auf der Wiese ist viel Platz zwischen den Decken, Kinder toben im Nichtschwimmerbecken, Krauler ziehen im Sportbecken ihre Bahnen. Aber eines, sagt ein Stammgast, sei anders als sonst: Ungewöhnlich viel Sicherheitspersonal laufe im Bad herum, auch Duschen und Umkleide seien sauberer als sonst.

Kein Wunder. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) haben sich zu einem Rundgang im Prinzenbad angekündigt. Seit Anfang der Woche ist das Neuköllner Columbiabad wegen eines hohen Krankenstandes des Personals geschlossen. Wiederholt hatte es in diesem Sommer in dem Bad gewaltsame Auseinandersetzungen von Jugendlichen mit Beschäftigten des Bades und Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes gegeben.

In einem Brandbrief machten sich die Mitarbeiter Luft. Vom CDU-Bundesvorsitzenden Friedrich Merz bis zu den ­Berliner Grünen macht nun alle Welt Vorschläge, wie man die Bäder sicherer machen kann.

Im Prinzenbad zeigt die Politik nun Präsenz. Begleitet von einem Tross von Polizisten und Mitarbeitern der Bäderbetriebe ziehen Wegner und Spranger eine gute Stunde um die Becken und sprechen mit dem Personal. Er in schwarzer Hose und weißem Hemd, sie in schwarzem Mini und weißer Jacke. Der gut einstündige Rundgang ist nicht medienöffentlich. Aber von außerhalb kann man sehen, dass das Personal auf dem Wachturm ungewöhnlich wach und aufmerksam in Richtung Becken blickt. Die Securitys am Eingang hocken nicht wie so meist im Pulk zusammen, sondern führen sogar bei Müttern mit Kleinkindern Taschenkontrollen durch.

Namentliche Registrierung beim Ticketkauf

Auf dem Vorplatz des Bades findet im Anschluss eine Pressekonferenz statt. Bei solchen PR-Terminen kriege sie immer die Krise, stöhnt eine Kollegin. „Aber wir sind wie immer alle hier“, sagt eine andere Journalistin selbstironisch. In eine Front von Kameras sprechen Spranger und Wegner ihre Erkenntnisse, die schon vor dem Badbesuch festanden: Jeder Freibadbesucher werde künftig beim ­Ticketkauf namentlich registriert, müsse seinen Ausweis oder ein Schülerdokument vorzeigen.

Mittel zum Zweck, um bei gewalttätigen Wiederholungstätern das Bad-Hausverbot durchsetzen zu können, wie Wegner erklärt. Spranger kündigt eine Videoüberwachung am Eingang der Freibäder und Nachbesserung der Zäune an, um ein Überklettern zu verhindern.

„Ich mag den nicht“, sagt ein Badegast, der mit Tochter an der Hand aus dem Prinzenbad kommt. Er meint Wegner. „Warum war der hier?“, fragt die Tochter. „Weil im Columbiabad Rabatz war, das habe ich dir doch erklärt.“ Die Tochter: „Und was wollte der hier?“ Der Vater: „Einen auf dicke Hose machen.“

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