Realos vs. Linke bei den Grünen: Der Absturz der Wortführerin

Im Realo-Flügel gibt es viele, die ihre einstige starke Stimme am liebsten loswerden würden. Der Frust über Renate Künast hat mehrere Ursachen.

Flügelkämpfe bei den Grünen. Bild: bellaluna / photocase.com

BERLIN taz | Ob Renate Künast sich noch für wahlkampftauglich hält, weiß im Moment nur sie selbst. Bisher hält sich die Chefin der Bundestagsfraktion bedeckt, ob sie für das Spitzenduo der Grünen für die Bundestagswahl antreten will. Die Klatsche bei der Besetzung eines Lokalgremiums ist dabei zwar kein Weltuntergang für eine Bundespolitikerin, doch ist sie ein weiterer kleiner Beleg dafür, wie stark Künasts Aktien seit der Berlin-Wahl gesunken sind.

Vor ihrem Ausflug in die Landespolitik war Künast die starke Stimme des Realo-Flügels in der Partei. Neben Jürgen Trittin, der dem linken Flügel zugerechnet wird, führt sie die Fraktion – und die bildet von jeher das Machtzentrum im Tagesgeschäft. Doch seit die Grünen in der Hauptstadt nicht nur wesentlich schlechter abschnitten als erhofft, sondern auch nicht an die Regierung kamen, wird Künast viel angelastet. Zunächst einmal bleibt sie eine detaillierte Fehleranalyse inklusive offener Selbstkritik nach wie vor schuldig.

Auch ein Interview, das sie kurz nach der Wahl gab, sorgte gerade bei Realos und Ländervertretern für Ärger. Darin schloss Künast die Option Schwarz-Grün aus und legte dies auch den Landesverbänden nahe. Sie selbst sah dies als Lehre aus ihrem eigenen Wahlkampf. Den Grünen waren Wähler davongelaufen, weil Künast auf eine Koalition mit der CDU schielte. Im Realo-Flügel kam die Ansage der eigenen Wortführerin jedoch schlecht an. Hier wollen sich viele nicht an eine Partnerschaft mit der SPD ketten.

Wie groß die Wut nach wie vor ist, zeigte sich auf einem Realo-Treffen Anfang März. Nachdem Renate Künast in der Strategiedebatte geredet hatte, herrschte laut Teilnehmern eisiges Schweigen. Im Kampf ums Spitzenteam waren einige Realos sogar bereit, Trittin ein Solo zuzugestehen. Weil sie Künast nicht mehr auf Wahlplakaten sehen mochten.

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