Rechtsextremist aus Schweiz verwiesen: Sellner muss remigrieren

Der österreichische Identitäre Martin Sellner wird während eines Vortrags in einem Schweizer Gasthof abgeführt. Die Aufmerksamkeit nutzt er für sich.

Martin Sellner spricht in ein Mikrofon

Stilisiert sich gerne vor Online-Publikum als Opfer: Martin Sellner, am 23. Februar in Chemnitz Foto: SEbastian Willnow/dpa

WIEN taz | „Man könnte fast neidisch werden. Was haben die Schweizer nicht“, sagt der österreichische Rechtsextreme Martin Sellner in einem Video von Samstagmittag und zählt das Fondue und den „wunderschönen Bodensee“ auf. Da befand er sich gerade in einem Boot auf jenem Gewässer, des Wegs in die 1.000-Seelen-Gemeinde Tegerfelden, nah der deutschen Grenze. In einem Dorfgasthof wollte er über sein Lieblingsthema „Remigration“ sprechen.

Wenige Stunden später hatte sich Sellners Neid auf die Menschen in seinem Nachbarland wohl in Luft aufgelöst: Videos zeigen, wie ihm während seines Vortrags der Strom abgedreht und er dann von der Polizei abgeführt wird. Im Anschluss wurde er offenbar polizeilich aus dem Kanton eskortiert. Sellner kommentierte noch aus dem Auto: „Halte das für eine absolute Blamage der Schweiz, die eigentlich als Hort der freien Geister galt.“

Sellners Vergehen: „Redner einer Veranstaltung, welche der rechten Szene zugeordnet werden kann“. So steht es auf der Verfügung, die Sellner später öffentlich machte. Die Begründung: „Für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit“. Die Echtheit des Dokuments kann nicht unabhängig bestätigt werden.

Der Hintergrund: Bereits vor dem geplanten Vortrag – von der Schweizer neurechten Gruppierung „Junge Tat“ organisiert – versuchten die Schweizer Behörden eine Einreise zu unterbinden, die Kantonspolizei Zürich beantragte eine Einreisesperre. Über die Gründe könne „aus taktischen Überlegungen“ keine Auskunft erteilt werden, so die Kantonspolizei Zürich. Die Schweizer Bundespolizei sowie die zuvorderst zuständige Aargauer Kantonspolizei ließen Anfragen der taz unbeantwortet.

Sellner entschied sich bewusst gegen Einreise auf Landweg

Offenbar hatte Sellner vorab Kenntnis von den Plänen der Schweizer Polizei und entschied sich bewusst gegen eine Einreise auf dem Landweg. „Im schlimmsten Fall, falls ich abgeschoben werde, halte ich den Vortrag an einem Bahnhof für die dortigen Bahnhofssandler (österreichisch für Obdachlose, Anm. d. Red.)“, sagte er vor seinem Auftritt. Dazu kam es wohl nicht, Sellner dürfte unverrichteter Dinge wieder in Wien sein.

Eines hat Sellner, Führungsfigur der rechtsextremen Identitären Bewegung, aber geschafft: Sich einmal mehr vor großem Online-Publikum als Opfer zu stilisieren. Nicht zuletzt, da sich auch Tesla-Magnat und X-(ehemals Twitter)-Käufer Elon Musk unter Sellners Video zu Wort meldete, in dem dieser gerade abgeführt wird und fragte: „Is this legal?“ Sellner antwortete: „In Europa werden die Dinge immer mehr unvorhersehbar. Es wird immer riskanter, illegale Einwanderung herauszufordern, als illegal einzuwandern.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.