Russische Getreidelieferungen: Handelskrieg gegen die Ukraine

Russlands Präsident Putin will die Ukraine als Konkurrentin auf dem Getreidemarkt ausschalten. Das zeigen seine Ankündigungen – und die Angriffe auf Lager.

Zerstörter Lkw und zerstörtes Silo.

Zerstörtes Getreidesilo nach einem russischen Angriff in Odessa am 21. Juli Foto: Nina Liashonok/reuters

Wenn Russlands Präsident Wladimir Putin sich humanitär gibt, ist Skepsis anzeigt. Zum Beispiel jetzt, da er vor dem Russland-Afrika-Gipfel anbietet, ukrainisches Getreide durch eigene Lieferungen zu ersetzen, teils sogar kostenlos.

Humanitär ist das schon deshalb nicht, weil Putin selbst verursacht hat, dass die Preise für Getreide steigen und so arme Länder etwa in Nordafrika nur schwer genügend einkaufen können. Grund für die Misere: Die Drohungen des Kremls, Handelsschiffe zu zerstören, die Lebensmittel aus der Ukraine über das Schwarze Meer transportieren.

Aber selbst wenn man die Schuldfrage ausblendet: Selbstlos ist das Angebot Putins keineswegs. Das Gros seiner Getreidelieferungen wird wohl nur gegen Bezahlung exportiert. Sonst wären sie langfristig einfach zu teuer für Russland.

Das übergeordnete Ziel von Putins Offerte ist aber offenbar, die ukrainische Konkurrenz auf dem Getreidemarkt auszuschalten. Dafür spricht auch, dass der Machthaber im Kreml in den vergangenen Tagen Getreidelager und Hafenanlagen in Odessa angreifen ließ. Von dort war die meiste Ware verschifft worden, bis Russland das Abkommen über sicheres Geleit für Schiffe mit ukrainischen Agrarexporten über das Schwarze Meer beendete.

Die Ukraine ist die wichtigste Rivalin auf dem Agrarmarkt in der Region. Das ist manchen Russen ein Dorn im Auge, die ihre Getreideausfuhren in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert haben. Einmal, weil Russland damit gutes Geld verdienen kann. Zum anderen, weil es mit Lebensmittellieferungen Politik machen kann.

Länder wie Ägypten sind in hohem Maße von Weizenimporten abhängig. Je weniger Auswahl auf dem Weltmarkt sie haben, desto weniger könnten sie denkbaren russischen Erpressungsversuchen widerstehen. Nach dem Motto: Wenn ihr nicht bei Fragen wie dem Ukrainekrieg für uns arbeitet, dann schicken wir euch kein Getreide mehr. Das ist ein großer Hebel in Ländern, in denen gestiegene Brotpreise schon zu Aufständen geführt haben.

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Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

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