Saudi-Arabien und die Frauenrechte: Freie Fahrt für Frauen? So nicht

Saudi-Arabien übernimmt den Vorsitz der UN-Frauenrechtskommission. Allerdings werden in dem muslimischen Land Frauenrechte jeden Tag beschnitten.

Eine voll verschleierte Frau mit Headset zwischen Computern

Arbeitskleidung in Saudi Arabien Foto: Suhaib Salem/reuters

Ausgerechnet Saudi-Arabien. Das Land, das im Gleichstellungsranking des Weltwirtschaftsforums auf Platz 132 von 146 Ländern landet, übernimmt den Vorsitz der UN-Frauenrechtskommission. Abdulaziz Alwasil, saudischer Botschafter bei den Vereinten Nationen, übt das Amt jetzt ein Jahr lang aus.

Was hat die Frauenwelt davon zu erwarten? In Saudi-Arabien haben es Frauen und Mädchen alles andere als leicht. Sie dürfen nicht ohne Abaya, ein langes Überkleid, auf die Straße gehen, manche verlassen das Haus nur voll verschleiert. Frauen dürfen nicht ohne die Genehmigung eines männlichen Vormunds verreisen, auch heiraten ist ohne Zuspruch von Vater, Bruder oder Onkel keine Option. Zwar dürfen Frauen seit Kurzem ohne Mann ins Stadion, ins Kino, ins Konzert gehen und sogar Auto fahren. Das aber nur, weil Ehemänner, Väter, Brüder es leid waren, als Fahrdienste zu fungieren. Freie Fahrt für Frauen ist also wieder nur ein Männerrecht.

Frauen hingegen, die sich für Gleichstellung engagieren, erleben härteste Restriktionen. So wurde die saudi-arabische Frauenrechtlerin Loujain al-Hathloul 2018 in Dubai entführt, nach Saudi-Arabien verschleppt und drei Jahre im Gefängnis in Einzelhaft gesteckt. Sie wurde gefoltert und erhielt nach ihrer Freilassung eine fünfjährige Ausreisesperre. Eine andere Frau, Mutter zweier Kinder, hatte sich auf der Plattform X für Gendergerechtigkeit starkgemacht und wurde dafür zu 27 Jahren Haft verurteilt.

Ein Land, das so mit seinen Frauen umgeht, soll nun für Frauenrechte weltweit eintreten? Das ist fatal in einer Zeit, in der rechtsextremistische Ak­teu­r:in­nen alles daran setzen, Frauenrechte auszuhebeln. Für den UN-Vorsitz hätte es eine Frau gebraucht, die um all diese Gefahren weiß und für die Frauenrechte nicht zur Debatte stehen.

Die Chance dazu hätte es gegeben. Durch ein Veto bei der Wahl. Doch das kam nicht. Selbst die westeuropäischen Länder, darunter Österreich, Spanien, Schweiz, in denen Frauen weitgehend gleichberechtigt sind, haben die Wahl widerspruchslos anerkannt. Am Ende der Wahl gab es sogar leichten Applaus.

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Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.

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