Schlammschlacht im Landessportbund: „Nicht zum Nutzen des Sports“

In Bremens größter Organisation sind sich die Spitzenfunktionäre seit Langem nicht mehr grün. Heute wird ein neuer Präsident gewählt – falls der alte wirklich geht.

Unklare Lage: Im Bremer Landessportbund tobt eine Schlammschlacht. Bild: dpa

Abgewählt werden kann er heute nicht, der Präsident des Landessportbundes (LSB). Soviel steht fest. Denn ein solches Verfahren ist in dessen Satzung gar nicht vorgesehen. Bleibt also nur die Hoffnung, dass Peter Zenner wirklich zurücktritt auf dem außerordentlichen Landessporttag am Samstag im edlen Swissotel. Als Konsequenz aus all den Querelen der letzten Monate. Und weil sie seine Bedingung ja erfüllt haben: Wenn er vorzeitig geht, nicht bis 2014 ausharrt, dann soll auch keiner der drei anderen Herren aus der alten Vorstandsriege mehr was werden. So war seine Forderung. Tatsächlich steht keiner dieser Vize-Präsidenten auf der Wahlliste, doch jeder von ihnen könnte spontan noch kandidieren.

Worum es bei diesem Streit in Bremens größtem Dachverband geht? Schwer zu sagen. Nicht um Inhalte oder Verfehlungen, zumindest hat das bislang keiner behauptet. „Wir wissen es auch nicht“, sagt etwa Jürgen Adelmann, seit bald 20 Jahren Vorsitzender der BTS Neustadt, zudem Chef des LSB-Hauptausschusses. Das ist das höchste Gremium zwischen den Landessporttagen.

160.000 Mitglieder in 430 Vereinen zählt der LSB. Seit 2006 amtiert Anwalt Zenner als Präsident, er ist bereits jahrzehntelang Sportfunktionär. Lang ist die Liste der Verdienste um den Amateursport, die ihm angerechnet werden. Seine Vorgängerin, Ingelore Rosenkötter (SPD), machte vom LSB aus Karriere als Sozialsenatorin. Und jetzt? Können sie nicht mehr mit ihm. „Irgendwelche atmosphärischen Gründe“, sagt Adelmann.

Und weil das so ist, liege auch die Sportpolitik „brach“, sagt er. Dabei müsste der LSB doch über sein „Verhältnis zur Politik“ reden, sagt Adelmann, und seine „Sorge“, bei den „Verteilungskämpfen“ ums knappe Bremer Geld „zurückzufallen“. Schließlich gab es in den letzten Jahren schon „massive Kürzungen“ bei der Sportplatzpflege. Und dann sind da auch noch die neuen Ganztagsschulen, die den Vereinen das Wasser abgraben. Nein, die wolle man „nicht infrage stellen“, sagt Adelmann. Aber sie hätten eben zur Folge, dass die SchülerInnen „nicht mehr in dem Maße“ wie sonst trainieren könnten. Beim BTS Neustadt merken sie das schon.

Aber am Reden hapert es schon länger im LSB. Im Herbst kulminierte der Streit in einem offenen Brief mehrerer Präsidiumsmitglieder. Nach „reichlichem Abwägen“ seien sie „zu der Auffassung gekommen, dass eine Zusammenarbeit mit Peter Zenner nicht mehr möglich ist“. Und dass sich das „nur auf die Arbeitsebene“ beziehe, man ihm „weiterhin die gebührende Achtung“ entgegenbringe.

Der Präsident selbst sieht das anders, will aber nun nicht mehr so gern mit der Presse reden. Im Weser-Kurier beklagte er jüngst eine „Kampagne“ gegen ihn, im LSB-Magazin schrieb er zuletzt von „Meinungsverschiedenheiten“, die „etwas völlig Normales“ seien, nur eben nicht „zum Nutzen des Sports“ geführt würden. Sportsenator Ulrich Mäurer (SPD) übrigens schweigt zu alledem – alles andere sei eine „unzulässige Einmischung“.

Zenners Nachfolger soll Dieter Stumpe werden, Vorsitzender des 1. FC Burg, ein älterer Herr mit Verdiensten. Für die taz war er am Freitag nicht zu erreichen.

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