Schnäppchenkauf bei eBay: Jennifer Lopez’ Fahrrad

Meine Frau brauchte ein neues Fahrrad und machte ein Schnäppchen bei eBay. Das Ganze wurde ein teuerer Spaß und griff tief in die Familienplanung ein.

Eine Hand hält ein Handy auf dem die App von Ebay Kleinanzeigen im App Store angezeigt wird.

Kann auch böse schief gehen: Online-Einkauf bei ebay Kleinanzeigen Foto: dpa | Christoph Dernbach

„Osman, ich habe endlich ein hübsches, günstiges, fast neues Damenrad für mich gefunden. Morgen bekomme ich es schon“, freut sich meine Frau.

„Eminanim, von wem hast du das gekauft?“, frage ich neugierig.

„Von eBay.“

„Wie heißt dieser I. Bey denn mit vollem Namen? Kein Mensch heißt doch nur I. Bey! Der heißt entweder Ibrahim Bey oder Ismail Bey. Du weißt, ich kaufe grundsätzlich nichts von Leuten, die ich nicht kenne!“

„Ich schon! Dieses Fahrrad soll neu 1.000 Euro gekostet haben. Ich kriege es für nur 250 Euro. Die Verkäuferin hat das Rad nur ein paar Monate gefahren. Na, da staunst du was?“

Am nächsten Tag bekommt meine Frau ihr Fahrrad zugeschickt und wir staunen tatsächlich. Die Verkäuferin muss wirklich sehr jung gewesen sein, als sie damit fuhr. Selbst für unsere kleine Tochter Hatice ist dieses Fahrrad zu klein. Und es ist vielmehr ein Dreirad als ein Damenrad. Wobei das linke hintere Rad auch noch fehlt. Und dieser Schrotthaufen hat ganz bestimmt 20 Jahre auf dem Buckel!

Meine Frau schäumt vor Wut und ruft sofort diesen I. Bey an, der sich aber als eine Frau Namens Jennifer Lopez aus Münster entpuppt. Frau Lopez schwört, dass das ein Damenrad mit allen Rädern gewesen sei, als sie es verschickt hat. Auf die Post sei schon länger kein Verlass, sagt sie. Sie schlägt uns vor, das Ding einfach weiter zu verkaufen.

Auf Eminanims Frage, wer denn so blöd sei, so einen Schrott zu kaufen, kontert sie, irgendeinen Idioten finde man im Internet immer, sie hätte uns ja auch gefunden.

Altpapier wäre schön gewesen

Meine Frau brüllt, dass wir sie verklagen werden.

„Ihr könnt machen, was ihr wollt, ich habe Rechtsschutz“, keift sie und legt auf.

Wir fahren sofort zu einem Rechtsanwalt.

„Kein Problem, wir holen das Geld zurück“, beruhigt uns der Rechtsanwalt. „Frau Engin, Sie können froh sein, dass diese Frau keine Steine oder Altpapier geschickt hat. Kommt auch sehr oft vor!“

„Altpapier könnte ich wenigstens noch lesen“, antworte ich.

Danach muss ich noch mal 250 Euro bezahlen, für Anwalt und Gerichtskosten.

Fünf Monate später bei der Gerichtsverhandlung erscheinen weder Jennifer Lopez noch ihr Rechtsanwalt, weil er keinen Bock hat, wegen dieser Lappalie von Münster nach Bremen zu fahren und wir gewinnen den Prozess.

Aber das Geld kriegen wir trotzdem nicht!

„Sie müssen ihr den Gerichtsvollzieher an den Hals schicken“, meint der Anwalt.

Für den Gerichtsvollzieher muss ich erneut 250 Euro blechen.

Der findet bei Jennifer Lopez nichts, was Geld wert wäre.

„Es kann sein, dass Sie von ihr jetzt nur fünf Euro monatlich bekommen“, meint der Rechtsanwalt.

„Ist okay, Kleinvieh macht auch Mist“, freue ich mich.

Aber selbst die fünf Euro rückt sie nicht raus und meldet Privatinsolvenz an.

„Was heißt denn das?“, frage ich.

„Das heißt, dass sie ganz offiziell pleite ist und Sie gar kein Geld von ihr bekommen. Das Fahrrad müssen Sie auch behalten“, meint der Rechtsanwalt.

„Eminanim, dann müssen wir ja noch ein Kind machen“, schlage ich vor. „Bis das Kind groß genug ist, finde ich auf dem Sperrmüll auch das fehlende dritte Rad.“

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