Schulstart in Berlin: Erstklässler dieses Mal ohne Maske

Bildungsssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) mag trotz 875 fehlender Lehrer nicht zu sehr klagen. Kritik der Gewerkschaft weist sie zurück.

Das Bild zeigt Schulranzen und Erstklässler-Tüten

Nächste Woche geht das Schuljahr los: Samstag für die Erstklässler, schon Montag für alle anderen

BERLIN taz | Auch an diesem Mittwoch ist es wie meist bei Presseterminen mit Astrid-Sabine Busse: Eingeladen hat die Bildungssenatorin mit SPD-Parteibuch, aber oft spricht da vor den Journalisten eher die Frau, die drei Jahrzehnte eine Grundschule geleitet hat und die sich nun über eine Sache zum Schulstart nächste Woche besonders freut: „Die 37.000 kleinen Mäuse sitzen da nicht mit Maske wie in den letzten beiden Jahren.“ Was technischer ausgedrückt heißt: Vorerst gibt es für die fast 400.000 Schüler an Berlins allgemeinbildenden Schulen weder Masken- noch Testpflicht. An alle geht nur die Bitte, vor dem ersten Schultag – für die Erstklässler Samstag nächster Woche, für alle anderen Montag – einen Coronatest zu machen.

Es sind neue Rekordzahlen, mit denen das Schuljahr beginnt: Die exakt 383.290 Erst- bis Dreizehntklässler sind knapp 7.000 mehr als 2021. Und auch die 37.000 Schulbeginner stellen einen Höchstwert seit 2005 dar. Busse gewinnt selbst der Zahl von 875 fehlenden Lehrkräften eine positive Seite ab und erinnert daran, dass sie im Mai noch von 922 nicht besetzten Stellen ausging. Insgesamt gibt es in Berlin rund 34.000 Lehrkräfte, von denen knapp jede zehnte kein Lehramtsstudium abgeschlossen hat.

Theoretisch heißen 875 unbesetzte Stellen: Knapp eine Lehrkraft zu wenig an jeder der rund 800 Schulen. Praktisch aber ist die Lücke an den Schulen sehr unterschiedlich, auch wenn Busses Verwaltung keine besonders krassen Fälle nennen mochte. Innerhalb der Schulformen seien die Gymnasien „einen Tack weniger betroffen“. Das Gegensteuern soll darin bestehen, zentral in der Senatsverwaltung einlaufende Bewerbungen vorrangig an stark unterversorgte Regionen und Schulen weiterzuleiten.

Weit zurück wies Busse Kritik der Bildungsgewerkschaft GEW. „Es sind Mehrarbeit und Arbeitsverdichtung zu befürchten“, hatte deren Landeschefin Martina Regulin geäußert. Wie wolle die Senatorin die Lehrkräfte davor schützen? „Auch die GEW muss zeigen, dass sie aus den Ferien zurück ist“, reagierte Busse und widersprach: Dass 875 Lehrer fehlen, bedeute nicht, dass die Schulleiter am Montag Mehrarbeit anordnen.

Weitere 1.000 ukrainische Schüler

Nach ihren Zahlen waren unter den rund 400.000 Schülern vor den Sommerferien rund 5.000 ukrainische Flüchtlingskinder, weitere 1.000 sollen zum Schuljahresstart dazukommen – Plätze seien vorhanden. An drei Stellen sollen deutsch-ukrainische „Begegnungsschulen“ entstehen, in denen teils auf Ukrainisch unterrichtet wird. Fernziel soll eine Europaschule sein. Natürlich merke man die zusätzlichen Schüler und müsse damit umgehen, sagte Busse – und fügte in jenem pragmatischen Stil hinzu, den sie mit ihrer Regierungschefin Franziska Giffey (SPD) gemein hat: „Es geht ja halt nicht anders.“

Etwas anders als in einer tags zuvor veröffentlichen Antwort ihrer Verwaltung auf eine parlamentarische Anfrage aus der CDU-Frage äußerte sich Busse zum Thema „Gendern“. Dort hieß es noch, die Schulen müssten sich an die Lehrpläne halten, „damit wird unter anderem der normgerechte Spracherwerb und -gebrauch sichergestellt“. Abweichende Normen, die die Verwendung von Binnen-Stern, Binnen-I oder anderen sprachlichen Genderformen regelten, würden nicht existieren.

Am Mittwoch hingegen betonte Busse auf eine Frage dazu „die hohe Autonomie der Schulen“. Generell mochte sie das Thema nicht in den Vordergrund rücken: „Bei all den dicken Brettern, die wir zu bohren haben, ist das, glaube ich, nicht unser Hauptproblem.“

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