Streit um fahrende Ausstellung: Gedenkzug soll nicht in den Hauptbahnhof

Der "Zug der Erinnerung" zum Gedenken an Holocaust-Opfer ist im Berliner Hauptbahnhof unerwünscht. Die Bundesnetzagentur fordert jedoch ein Einlenken der Bahn.

Die Bahn stört wo sie kann, der Zug der Erinnerung fährt trotzdem. Bild: dpa

BERLIN taz Der "Zug der Erinnerung" soll nicht in den Berliner Hauptbahnhof einfahren. Dies bestätigte die Bahn AG am Donnerstag. "Bei einem solchen Halt käme es in Berlin zu erheblichen Verspätungen und Verkehrsproblemen", begründete die Bahn ihren Beschluss. Die Bundesnetzagentur hat die Bahn am Donnerstag zum Einlenken aufgefordert. Der Zug wollte zwei Tage auf dem Bahnhof Halt machen.

Seit November vergangenen Jahres fährt die rollende Ausstellung "Zug der Erinnerung" quer durch Deutschland, um in Bahnhöfen an die zehntausende Kinder und Jugendliche zu erinnern, die während des Holocausts von Bahnhöfen aus in den Tod verschleppt wurden. Die Initiatoren der Ausstellung, ein Bündnis von Bürgerinitiativen, sehen sich dabei von der Bahn massiv behindert - etwa durch die Forderung nach Gebühren für die Nutzung der Schienen und Bahnsteige.

Matthias Kurth, Chef der Bundesnetzagentur, die unter anderem den Zugang zum Schienennetz reguliert, äußerte sich am Donnerstag enttäuscht darüber, dass "dem Antrag auf Abstellen des dampfbetriebenen Zuges auf einem Haltegleis im Berliner Hauptbahnhof noch nicht entsprochen wurde." Als Alternative zum Hauptbahnhof hatte die Bahn erstmals den Ostbahnhof ins Gespräch gebracht.

Der Streit um den Zug ist schon länger ein Politikum. So hatten zuletzt unter anderem die Jüdische Gemeinde zu Berlin und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die Bahn dazu aufgerufen, dem Zug einen Platz "im Bereich des Berliner Hauptbahnhofs einzuräumen".

Am Donnerstag forderten zudem die Verkehrspolitiker aller Bundestagsfraktionen die Bahn dazu auf, dem Trägerverein des "Zuges der Erinnerung" 100.000 Euro zu spenden - das sind nach Berechnungen der Gedenkzug-Initiatoren in etwa die Kosten, die die Bahn an Trassen- und Standgebühren insgesamt berechnen wird. Das Präsidium des Bahn-Aufsichtsrats will eine solche Summe jedoch nicht dem Gedenkzug spenden, sondern nur "einer nationalen wie international renommierten gemeinnützigen jüdischen Einrichtung". Der "Zug der Erinnerung" soll nach den Plänen der Initiatoren am 8. Mai im ehemaligen Auschwitz einfahren. Die Initiatoren des Zuges protestierten in einer Presseerklärung: "Die Einfahrt des Zuges wird auf Ersatzbahnhöfe verschoben."

PHILIPP GESSLER

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