Studie: Jedes zweite "Öko"-Auto unsicher

Schweden unterstützt Käufer von Autos mit geringem CO2-Ausstoß. Doch skandinavische Forscher warnen vor mangelnder Sicherheit vieler Modelle.

"Nicht akzeptables Sicherheitsniveau": VW Polo BlueMotion Bild: dpa

STOCKHOLM taz Verliert die Verkehrssicherheit, wenn die Umwelt gewinnt? Die Frage stellt eine in dieser Woche veröffentlichte schwedische Untersuchung über das Sicherheitsniveau von "Öko"-Autos. Konkret geht es dabei um die PKW deren Kauf die Regierung in Stockholm seit April mit einem Bargeldgeschenk von 10.000 Kronen (ca. 1050 Euro) fördert. Und für die ein maximaler Kohlendioxidausstoss von 120 g/km die Obergrenze ist.

Die 37 Modelle, welche dieses Kriterium erfüllen, sind auch auf dem deutschen Markt gängige Fahrzeuge. Und 18 von ihnen, also jedes zweite, bekommt nun in einer Untersuchung der nationalen Verkehrs-sicherheitsgesellschaft NTF ("Nationalföreningen för Trafiksäkerhetens Främjande") das Etikett "nicht akzeptables Sicherheitsniveau" verpasst - unter anderem die Modelle Audi A3 1.9 TDI E-power, Citroën C1 und C3, VW Polo BlueMotion, Fiat Punto BiPower und Ford Focus C-MAX Flexifuel.

Bei den Gründen für das "nicht akzeptable" Sicherheitsniveau taucht gerade bei Kleinwagen oft der Punkt Kollisionsschutz auf. Dass ein guter Kollisionsschutz zu Lasten der Größe und des Gewichts eines Autos geht und es damit schwerer ist, diesen mit einem sparsamen Motor zu kombinieren, kommt für NTF dabei nicht überraschend. Doch wird ausdrücklich bemängelt, dass viele Modelle unter Sicherheitsgesichtspunkten auch deshalb ausgesiebt werden mussten, weil sie nicht mit Antischleudersystem, akustischen oder optischen Sicherheitsgurtwarnern oder einer ausreichenden Zahl von Airbags ausgestattet waren. Elektronik also, die keinen Einfluss auf das Gewicht, sondern allenfalls auf den Preis hat. "Warum die Hersteller bei Öko-Autos an der Sicherheit sparen, ist für mich unverständlich", kritisiert NTF-Vorsitzender Björn Eriksson.

Den Gesetzgeber fordert NTF nun auf, Fördermechanismen und das Kfz-Steuersystem so auszugestalten, dass Umweltfreundlichkeit und Sicherheit gleichermassen belohnt werden. Damit könne man die Hersteller veranlassen, nicht einseitig bei einem Kriterium zu sparen. Schwedens Umweltminister Andreas Carlgren verteidigt das jetzige Subventionsmodell, das ausschliesslich auf das Umweltkriterium setzt als das unter gegebenen Umständen einzig realisierbare. Ein Einschluss des Verkehrssicherheitskriteriums würde einseitig grössere PKW-Modelle bevorzugen. Tatsächlich landeten aber nicht nur die relativ grössten und teuersten Modelle von "Öko"-Autos auf der Positivliste des NTF, so verschiedene Saab- und Volvo-Modelle und der Toyota Prius HSD, sondern auch der Opel Zafira 1.6 CNG, der Ford Focus 1.8 Flexifuel Ambiente und der Mini Cooper D.

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