TK-Gesundheitsreport 2022: Ein Prozent Long-Covid-Fälle

Laut Techniker Krankenkasse leiden nur wenige Versicherte an Langzeitfolgen nach einer Coronainfektion. Doch viele Fälle könnten unbemerkt bleiben.

Ein Schnelltest zeigt eine Coronainfektion

Die Langzeitfolgen einer Coronainfektion sind schwer zu messen Foto: Robert Poorten/imago

BERLIN taz | Wie viele Beschäftigte fallen wegen Corona aus? Wie verhält es sich mit Long Covid? Der Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt, dass von den Erwerbstätigen, die bei der TK versichert sind und sich 2020 mit Corona infiziert haben, im Jahr 2021 knapp ein Prozent mit der Diagnose Long Covid krankgeschrieben war.

Insgesamt ist damit nach den vorliegenden Zahlen nur eine geringe Anzahl von Menschen an Long Covid erkrankt – diese fallen dafür aber lange bei der Arbeit aus. Im Durchschnitt sind die Betroffenen 105 Tage krankgeschrieben.

Unterschiede macht dabei der Verlauf der vorangegangen Covid-Infektion. Menschen mit einem leichten Verlauf, die später mit Long Covid diagnostiziert wurden, waren 2021 im Schnitt 90 Tage krankgeschrieben. Menschen, bei denen die Coronainfektion zu einem längeren Krankenhausaufenthalt führte, waren durchschnittlich 168 Tage mit Long Covid krankgeschrieben. Bei Menschen, die im Krankenhaus beatmet werden mussten, waren es durchschnittlich 190 Tage. Basis für die Sonderauswertung zu Long Covid waren die Daten von fast 4,3 Millionen TK-versicherten Erwerbspersonen zwischen 15 und 64 Jahren.

Der Vorstandsvorsitzende der TK, Jens Baas, geht davon aus, dass zu der relativ niedrigen Zahl von Long-Covid-Patient*innen eine hohe Dunkelziffer dazukomme. Wie auch bei den Zahlen der Coronainfizierten gebe es hier eine Untererfassung in den Daten.

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Das liege auch am vielfältigen Krankheitsbild. Die Symptome reichen von Müdigkeit, eingeschränkter Belastbarkeit, Kopf- und Gliederschmerzen bis hin zu Atemnot. Aufgrund des vielfältigen Krankheitsbilds werden nach Meinung der Ex­per­t*i­nenn nicht alle Long-Covid-Erkrankungen als solche erkannt. Es sei eine Krankheit, „die uns noch viele Rätsel aufgibt“, so Baas.

Die tatsächliche Zahl könnte laut Baas etwa viermal höher liegen, betroffen könnten demnach rund vier Prozent aller Covid-Infizierten sein. Für eine genauere Auswertung fehlten verlässliche Daten. „Wir brauchen ein engmaschiges Monitoring“, sagte Baas. Das sei ein Appell der TK an die Politik und an die Forschung.

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Von den TK-versicherten Erwerbstätigen hatten 2020 insgesamt 13,1 Prozent eine diagnostizierte Coronainfektion. Das ist mehr als jede achte Person. Nach einer Modellrechnung waren aus dieser Gruppe rund 1,6 Prozent aller Personen aufgrund von längerfristigen Coronaauswirkungen krankgeschrieben. „Das entspricht in etwa 1,3 Millionen Fehltagen“, fasst Thomas Grobe zusammen, der die Daten für den Gesundheitsreport aufbereitet hat. Viele Menschen ließen sich aber auch aufgrund von Long-Covid-Symptomen wie anhaltender Müdigkeit gar nicht krankschreiben.

In Deutschland gibt es immer mehr Long-Covid-Selbsthilfegruppen. Betroffene beklagen, dass sie von ärztlicher Seite Wissen um die Krankheit und geeignete Therapievorschläge vermissen. Bei der Vorstellung des TK-Gesundheitsreports berichtete der Lungenfacharzt Christian Gogoll von seiner eigenen Long-Covid-Erkrankung. „Ich hatte eine anhaltende und ausgeprägte Atemnot.“ Auch kleine Wege im Alltag seien ihm extrem schwer gefallen. Er plädiert dafür, dass sich Long-Covid-Patient*innen frühzeitig Hilfe holen und Hausärzte die Betroffenen gezielt an Facharztpraxen weiterleiten sollten.

Der Krankenstand von 2020 auf 2021 ging in den Zahlen der TK zurück. Das hänge damit zusammen, dass die jährliche Erkältungs- und Grippewelle aufgrund der Maßnahmen gegen die Coronapandemie ausfiel. Im ersten Quartal 2022 – mit der Omikronwelle – gab es dafür einen Rekordkrankenstand. Nur 3,5 Prozent aller Fehltage seien aber auf eine nachgewiesene Coronainfektion zurückzuführen.

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