Todesstrafe in Singapur: Hinrichtung von Frau steht bevor

Laut einer Menschenrechtsgruppe sollen noch diese Woche zwei Drogenhändler exekutiert werden. Darunter erstmals seit 20 Jahren wieder eine Frau.

Skyline von Singapur.

Glitzerfassade mit Todesstrafe: Skyline des Finanzzentrums von Singapur Foto: Oliver Vogler/imago

SINGAPUR/BERLIN afp/taz | Im autoritär regierten südostasiatischen Stadtstaat Singapur soll erstmals seit knapp zwei Jahrzehnten wieder ein Todesurteil gegen eine Frau vollstreckt werden. Die 45 Jahre alte Saridewi Djamani und ein 56 Jahre alter Mann sollten noch in dieser Woche gehängt werden, teilte die örtliche Menschenrechtsorganisation Transformative Justice Collective (TJC) am Dienstag mit. Djamani war 2018 wegen Drogenhandels mit 30 Gramm Heroin zum Tode verurteilt worden.

Die Familien der beiden Verurteilten wurden nach Angaben von TJC über die Termine der Hinrichtung informiert. Das zuständige Gefängnis äußerte sich auf Anfrage nicht dazu.

Amnesty International rief die Behörden von Singapur auf, das Urteil nicht zu vollstrecken. „Es gibt keine Beweise dafür, dass die Todesstrafe eine besonders abschreckende Wirkung hat oder dass sie sich auf den Konsum und die Verfügbarkeit von Drogen auswirkt“, betonte die Menschenrechtsorganisation.

Singapur gehört zu den Ländern mit den strengsten Drogengesetzen der Welt. Der Handel mit mehr als 500 Gramm Cannabis oder 15 Gramm Heroin kann mit der Todesstrafe geahndet werden, was in der Regel auch passiert und dann vollstreckt wird.

Singapur gibt sich uneinsichtig

Trotz internationalen Forderungen nach einer Abschaffung sieht der Stadtstaat die Todesstrafe als wirksames Abschreckungsmittel gegen den Drogenhandel an. Todesstrafenkritikern hält Singapurs Regierung vor, zum Tode verurteilten Drogenhändlern nachzuweinen, aber das Schicksal von Hunderten Opfern des Drogenhandels zu ignorieren.

Zugleich behauptet die Regierung, ihre harte Politik verhindere den Drogenhandel. Das wird von entsprechender Forschung widerlegt, die zugleich zeigt, dass vor allem Menschen aus unteren Schichten und aus den ethnischen Minderheiten hingerichtet werden.

Seit dem Ende einer zweijährigen Pause während der Corona-Pandemie hat Singapur bereits mindestens 13 Menschen, meist mutmaßliche Drogenhändler, hingerichtet. Darunter sind zwei besonders umstrittene Fälle.

So wurde am vergangenen 26. April Tangaraju Suppiah gehängt. Dabei war dem 46-jährigen singapurischen Tamilen nie vorgeworfen worden, selbst Drogen besessen oder geschmuggelt zu haben. Vielmehr soll er nur „verschwörerisch“ einen entsprechenden Deal organisiert haben. Als angeblicher Beweis dafür diente seine Handynummer, die in den Telefonen zweier Dealer gespeichert war.

Sogar geistig Behinderter hingerichtet

Tangaraju wurde genau am ersten Jahrestag der Hinrichtung des geistig behinderten Malaysiers Nagaenthra Dharmalingam exekutiert. Der hatte Heroin geschmuggelt und galt aufgrund seiner Behinderung als leicht manipulierbar.

Seine Exekution hatte weltweit Kritik ausgelöst und selbst in Singapur, wo Proteste selten und größtenteils verboten sind, zu einer Solidaritätsdemonstration mit 400 Teilnehmenden geführt.

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