Tote im pakistanischen Karachi: Taliban zeigen Stärke

Schwer bewaffnete Männer haben eine Basis der pakistanischen Marineflieger im pakistanischen Karachi angegriffen. Mindestens 12 Menschen starben.

Pakistans Innenminister Rehman Malik spricht nach dem Angriff mit Journalisten. Bild: reuters

DUBAI taz | Der Tod von Al-Qaida-Chef Osama bin Laden in Pakistan hat eine gefährliche Dynamik in der Region ausgelöst. Eine Gruppe von Terroristen besetzte in der Hafenstadt Karachi über mehr als 16 Stunden hinweg eine wichtige Militärbasis und demütigte damit Pakistans mächtigste Institution. Gleichzeitig kursierten hartnäckig Gerüchte, wonach Mullah Omar, der Führer der afghanischen Taliban, nicht mehr am Leben sei. Nach Angaben des afghanischen Geheimdienstes soll er bereits seit einigen Tagen verschwunden sein.

Mullah Omar gilt als ein Haupthindernis für einen Friedenspakt mit den aufständischen Taliban in Afghanistan. Der ehemalige Regierungschef des Taliban-Regimes in den 90er Jahren soll sich seit Jahren im pakistanischen Quetta aufhalten. Omar hatte al-Qaida und auch bin Laden in Afghanistan Zuflucht gewährt. Seit Langem halten sich Gerüchte, wonach der pakistanische Geheimdienst Omar in Pakistan Schutz bietet.

Der Taliban-Gründer war nach der US-Militärintervention Ende 2001 aus Afghanistan geflohen. Von dem früheren Mudschaheddin-Kämpfer fehlt seither jede Spur. Es gab Spekulationen, dass Pakistan ihn und seine engsten Vertrauten beherbergt, um so weiter Einfluss auf den Guerillakrieg in Afghanistan zu nehmen. Pakistan hatte die Taliban mit US-amerikanischem und saudischem Geld gegen die damalige Sowjetunion in Afghanistan ausgerüstet.

Schock für das Militär

Nach dem Tod von Al-Qaida-Chef bin Laden im Bergstädtchen Abbottabad nahe der Hauptstadt Islamabad steht Pakistan unter großem Druck: Der Verdacht besteht, das islamische Land verstecke bewusst hochrangige Taliban- und Al-Qaida-Terroristen, um sie später gewinnbringend für eigene Zwecke einzusetzen. Das Interesse, dass nach bin Laden nun auch Mullah Omar in Pakistan aufgefunden wird, ist daher gering.

Omar könnte also inzwischen wieder nach Afghanistan zurückgebracht worden sein - ob tot oder lebendig, ist nicht ausgemacht. Der Sprecher des afghanischen Geheimdienstes NDS, Lutfullah Mashal, sagte im afghanischen Fernsehen, Mullah Omar habe Quetta vor zwei Tagen verlassen. Der frühere ISI-Chef Hamid Gul habe ihn aus der Stadt herausgeschafft. Gul tat dies als "lächerlich" ab. Ein Talibansprecher sagte, Omar sei "am Leben und in Sicherheit".

Gleichzeitig erklärte ein Sprecher der pakistanischen Taliban, die Gruppe sei für den Angriff auf den Marinestützpunkt in Karachi verantwortlich. Der Angriff, bei dem mindestens 12 Soldaten starben, sei ein Racheakt für den Tod Osama bin Ladens. "Dies ist der Beweis, dass wir immer noch mächtig sind und zusammenhalten", sagte der Taliban-Sprecher.

Unklar ist, wie die Kämpfer allein auf den hochgesicherten Stützpunkt gelangen konnten. "Der Angriff wurde sehr gut ausgeführt", erklärte Shakat Qadir, ein ehemaliger pakistanischer Offizier und Sicherheitsexperte, im pakistanischen Fernsehen. Die stundenlange Belagerung der Armeebasis ist ein weiterer Schock für Pakistans mächtiges Militär, das nach dem Einsatz der US-Kommandos auf pakistanischem Boden gegen bin Laden ohnehin blamiert dasteht. Die Taliban verüben gewöhnlich einfachere und schnellere Angriffe auf leichtere Ziele. Dies könnte ein Anzeichen dafür sei, dass der Tod bin Ladens die verschiedenen Terrorgruppen in Pakistan zusammengeschweißt hat.

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