Tour durch Berliner Projekträume: Sellerie statt Gallery

Mit dem Gallery Weekend hat Berlin noch nicht alles gezeigt. Lokale Kunsträume veranstalten ein alternatives Sellerie Weekend.

Vor einer Gebäudeecke mit großen Schaufenstern stehen draußen viele Leute

Im Spoiler Aktionsraum eröffnet zum Sellerie Weekend die Ausstellung „Meadow's Sisters“ Foto: Spoiler Aktionsraum, © Spoiler

Sellerie, Gallery, es reimt sich. Abgesehen davon haben das Gemüse aus der Familie der Doldenblüter und der Ausstellungsraum für Kunst nichts gemein. Für die Zwecke einer witzigen Gegenaktion genügt es aber. Während von Freitag bis Sonntag beim Gallery Weekend Berlin einige der renommiertesten Galerien der Stadt ihre Künst­le­r*in­nen und sich selbst mit vielen Gästen feiern, veranstalten kleinere Projekträume mit dem Sellerie Weekend 23 ein alternatives Ausstellungsprogramm.

Hinter dem Wortspiel haben sich 50 lokale Ausstellungsräume und Off-Spaces zusammengeschlossen, um gleichzeitig mit dem Gallery Weekend von 28. bis zum 30. April die Arbeiten von über 200 weniger bekannten Künst­le­r*in­nen zu zeigen. Die Idee dazu hatte das sechsköpfige Ku­ra­to­r*in­nen­kol­lek­tiv „All Purpose“, das den Projektraum Spoiler Zone in Moabit betreibt.

„Es geht uns nicht darum, große Galerien zu bashen“, sagt Linus Lütcke, Teil des Kollektivs AP, „irgendwie gehört es ja auch alles zusammen“. Eher sei das Sellerie Weekend ein Versuch, die vorhandene mediale Aufmerksamkeit zu nutzen und größere Präsenz für „Off-Spaces“ zu schaffen.

Denn die meist selbstorganisierten und nicht-kommerziell orientierten Ausstellungsorte „sind längst fester Bestandteil der Berliner Kunstszene und prägen diese mit ihrem kuratorischen und künstlerischen Programm in bedeutender Weise“, so die Initiator*innen. Trotzdem stehen sie im Schatten großer Galerien.

Sellerie Weekend 28.-30.04.

Alle teilnehmenden Projekträume findet man hier

Vor allem an einem Wochenende wie diesem, an dem das Gallery Weekend, mittlerweile im 19. Jahr, einige der bedeutendsten zeitgenössischen Künst­le­r*in­nen – darunter Hito Steyerl, Katharina Grosse, Kapwani Kiwanga und Olaf Nicolai – versammelt.

Doch die Aktion ist mehr als ein – nicht uneigennütziger – Marketinggag. Es geht dem Kollektiv um eine größere Kritik – an dem Geschäftsmodell kommerzieller Galerien, und vor allem an den prekären Arbeits- und Förderbedingungen kommunaler Projekträume.

Prekär und ehrenamtlich

Viele würden ehrenamtlich betrieben, die Förderprogramme seien oft nicht langfristig genug und gingen oft vorbei am eigentlichen Bedarf. Der Sellerie passe in dieser Weise dann doch ganz gut auf die freie Szene, meint Lütcke: „Beim Verzehr von Sellerie verbrennt man mehr Energie als man bekommt“.

Gallery und Sellerie müssen sich jedoch keineswegs ausschließen. In der Wochenendplanung könnte man ja sowohl Galerien als auch Projekträumen einen Besuch abstatten. In der Spoiler Zone eröffnet am Freitag die Gruppenausstellung Meadows Sister, das Art Laboratory Berlin zeigt eine Ausstellung über künstlerische Forschung zum Klimawandel und in der SomoS Galerie am Kottbusser Damm gibt es eine Einzelausstellung der Malerin Emilia Jechna. Von dort ist es auch nicht mehr weit zur nächsten Location des Gallery Weekends.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.