Turkmenistan verbietet Corona: Aus den Augen …

Der Präsident von Turkmenistan begegnet dem Virus auf seine Weise: Medien sollen das Wort „Corona“ einfach nicht mehr erwähnen.

Gurbanguly Berdimukhamedow salutiert

Turkmenistans Präsident Gurbanguli Berdimuhamedow Foto: Mikhail Metzel/ITAR-TASS/imago images

Bis jetzt passten Weicheier und eingeschüchterte Geister perfekt ins Konzept des Präsidenten des zentralasiatischen Staates Turkmenistan, Gurbanguli Berdymuhamedow. Der möchte nämlich bequem durchregieren – ohne lästige Widerworte und aufmüpfiges Verhalten der Untertanen.

Doch die Zeiten ändern sich – auch in dem schon immer komplett abgeschotteten Turkmenistan. „Bloß keine Panik“, lautet neuerdings die staatlich ausgegebene Parole angesichts der Häufung von gruseligen Nachrichten über die weltweiten Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Der Präsident, der gelernter Zahnarzt ist, löst dieses Problem auf seine Weise: So sind staatliche Medien (andere gibt es fast nicht) angehalten, das Wort „Corona“ gänzlich aus ihrer Berichterstattung zu tilgen. Gesundheitsbroschüren, die in Schulen, Krankenhäusern und Betrieben verteilt werden, schwiemeln über „Leiden“ und „akute Erkrankungen der Atemwege“. So jedenfalls berichtet es das unabhängige Nachrichtenportal Turkmenische Chronik, das in Turkmenistan selbst bedauerlicherweise blockiert ist.

Laut Journalisten aus der Hauptstadt Aschgabat, die für den turkmenischen Dienst von Radio Freies Europa, Radio Azatlyk, arbeiten, darf an öffentlichen Plätzen nicht über die Pandemie gesprochen werden. Wer dennoch meint, in Warteschlangen oder an Bushaltestellen seinen Gesprächsbedarf befriedigen zu müssen, riskiert eine Festnahme.

Hauptstadt abgeriegelt

Angesichts dieses verordneten beredten Schweigens und der offiziellen Ansage, es gebe bislang keinen Corona-Fall in Turkmenistan, stellen sich jedoch auch schlichte Gemüter dieser Tage so einige Fragen. So wurde der Verkehr zwischen den Provinzen eingeschränkt, Aschgabat – ohne irgendeine Erklärung – hermetisch abgeriegelt. Alle Cafés und Restaurants sind dicht. Die Schließung von Schulen, die seit dem Neujahrsfest Nowruz vor zwei Wochen verwaist sind, wurde bis zum 6. April verlängert.

Anders als für das gemeine Volk gelten für Berdymuhamedow, der sich gern von seinem Volk bejubeln lässt, keinerlei Einschränkungen. Unlängst trug er in einer Moschee Gedichte aus Eigenproduktion vor und demonstrierte körperliche Nähe, indem er alten Männern die Hand schüttelte. Einen Van, ein Geschenk an die Moschee, ließ er mit dem Rauch einer angezündeten Wunderpflanze desinfizieren. Wenn es denn hilft.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.