USA eifern EU nach: Bush will auch eine Bank haben

Die USA haben es sich anders überlegt und wollen sich nun auch direkt an Banken beteiligen. Für die Teilverstaatlichung nimmt Bush offenbar weitere 250 Milliarden Dollar in die Hand.

Von Europa lernen: Bush und Berlusconi am Montag in Washington. Bild: ap

WASHINGTON taz Zur Überraschung des US-Kongresses, der erst vor 14 Tagen nach intensiven Verhandlungen mit der Bush-Administration sein Okay gegeben hatte für ein 700 Milliarden US-Dollar teures Rettungspaket, kündigte US-Präsident George W. Bush am Dienstag ein neues Vorgehen an: Statt faule Hypothekenkredite aufzukaufen, wolle der Staat nun für rund 250 Milliarden US-Dollar (rund 184 Milliarden Euro) Anteile an Banken im Land kaufen. Damit folgen die USA europäischen Rettungsplänen. Neun Banken sollen so teilweise verstaatlicht werden, sagte US-Finanzminister Henry Paulson in Washington. An den Börsen sorgte dies für große Erleichterung: Der Leitindex der New Yorker Börse kletterte zu Handelsbeginn um rund 4 Prozent.

Paulson hatte sich zuvor am Montagabend mit den Managern der vom Kollaps bedrohten Banken zu einem Krisengipfel getroffen und anschließend dem Präsidenten eine entsprechende Neufassung des 700-Milliarden-Rettungspakets vorgelegt. Neun Finanzhäuser hätten einen solchen ungewöhnlichen Staatseinstieg zunächst akzeptiert, mehr könnten folgen, sagte Paulson. Das Geld dazu soll aus dem vom Kongress beschlossenen Rettungspaket kommen und der ersten bewilligten Tranche entsprechen.

Laut Berichten der New York Times soll die US-Regierung bereits mehreren Banken feste Summen zugesagt haben. Demnach sollen etwa Citigroup und JPMorgan Chase jeweils 25 Milliarden Dollar erhalten, Bank of America und Wells Fargo 20 Milliarden Dollar, Goldman Sachs und Morgan Stanley jeweils 10 Milliarden Dollar. Mit dem Staatseinstieg bei den Banken, so wurde von Analysten betont, folgt die US-Regierung dem europäischen, insbesondere dem britischen und dem deutschen Vorbild. Ziel sei es, den Banken dringend benötigtes Eigenkapital zur Verfügung zu stellen, damit diese ihre Geschäfte weiterführen und die gefährliche Kreditsperre aufheben könnten.

Unterdessen kündigte die spanische Großbank Banco Santander an, sich die größte US-Sparkasse Sovereign Bancorp zu einem "Schnäppchenpreis" kaufen zu wollen. Santander, die bereits zu 25 Prozent an Sovereign beteiligt war, will nun auch die restlichen 75 Prozent an dem angeschlagenen US-Geldhaus über einen Aktientausch im Wert von rund 1,4 Milliarden Euro übernehmen, berichteten US-Medien am Dienstag. Für 2011 rechnet Santander bei Sovereign bereits mit einem Gewinn von 750 Millionen Dollar. Im Zuge der Finanzkrise war der Börsenwert von Sovereign in den vergangenen Wochen um mehr als 60 Prozent gefallen.

Den US-Kongress trieben am Montag die Sorgen um die Gesundheit der US-Wirtschaft um. Die demokratische Mehrheit im Abgeordnetenhaus brachte ein neues, 300 Milliarden US-Dollar teures Stimulierungspaket ins Gespräch. Die von einer Rezession bedrohte US-Wirtschaft benötige dringend ein zweites Konjunkturprogramm, sagte die Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. Dabei müsse es um Infrastrukturmaßnahmen und Hilfe für einkommensschwache Familien gehen. Vor einigen Monaten hatte der Kongress bereits ein Konjunkturpaket im Umfang von 168 Milliarden Dollar verabschiedet.

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