Unfälle im Zoo: Vorwürfe gegen Hagenbeck

Nach dem Tod eines Elefanten kritisieren Tierschützer, ein Transport des Bullen sei fahrlässig gewesen. Bissige Otter seien wegen Baumängeln ausgebrochen.

Hinter Hagenbecks Toren steht's nicht zum Besten. Bild: dpa

Nach dem Tod des Elefanten Hussein am Freitag steht Hagenbecks Tierpark in der Kritik. Die zookritische Tierrechtsorganisation Endzoo wirft dem Zoo vor, fahrlässig gehandelt und so den Tod des Tieres forciert zu haben. „Grundsätzlich hätte das Tier gar nicht transportiert werden dürfen“, sagt Frank Albrecht, seit 15 Jahren bei Endzoo. Er vermutet, dass der Elefant organisch vorbelastet war – und dass die Betäubung zu hoch dosiert war. Zudem sei Hussein mit seinen 40 Jahren zu alt gewesen: „Es war wie Russisches Roulette“, sagt Albrecht. „Die Zuchtinteressen wurden über das Wohlbefinden der Tiere gestellt.“ Denn der Elefant sollte im Rahmen des „Europäischen Erhaltungszucht-Programms“ (EEP) nach Belgien transportiert werden.

Bei dem geplanten Transport sei es vor allem um die „Sicherung der Vormachtstellung in Zuchtgeschichten“ gegangen, sagt Albrecht; deswegen sei der Tierpark das Risiko trotz des Alters des Elefanten eingegangen. Dabei sei statistisch belegt, dass Tiere in Zoos kürzer lebten.

Michael Flügger, seit 21 Jahren Cheftierarzt bei Hagenbeck, hat dem Elefanten Hussein zunächst nur eine leichte Beruhigungsspritze verabreicht. Aber nach der Spritze kam er nicht wie sonst zur Ruhe, so dass Flügger ihm eine zweite Spritze gab. Die Vorwürfe der Tierschutzorganisation Endzoo weist er indes weit von sich: „Die Dosierung war nicht zu hoch, er hätte ja noch in den Container steigen müssen. Es sprach nichts dagegen, dass er den Transport übersteht.“

Ein Führungsstreit schwelt seit Monaten im Tierpark: Patriarch Carl Claus Hagenbeck (70) drängte seinen Schwiegersohn Stephan Hering-Hagenbeck Ende März aus der Geschäftsführung und löste ihn ab. Joachim Weinlig-Hagenbeck, derzeit Tierpark-Chef, klagte dagegen und bekam Recht. Sollte sich der Senior einmischen, droht ihm eine Strafe von 250.000 Euro.

Für das 20 Millionen Euro teure Eismeerrevier gibt es noch kein Eröffnungsdatum, dabei war die Eröffnung fürs Frühjahr geplant. Schon zum zweiten Mal ist die Panoramascheibe gebrochen.

Die Eintrittspreise wurden bereits im Januar um 25 Prozent erhöht - auch wegen des Eismeers.

Zwei Wochen zuvor wurde ein Bluttest bei dem Tier gemacht. Die Werte seien gut gewesen, so Flügger. „Ich glaube nicht, dass die Medikamente für seinen Tod verantwortlich sind“, sagt er. „Aber ich habe auch keine andere Erklärung.“

Klar ist, dass der Tierpark eine schwere Zeit durchmacht: Erst eine Woche zuvor war ein Riesenotter aus seinem Gehege ausgebrochen und hatte zwei Mitarbeiter verletzt. Eine Putzfrau musste ins künstliche Koma versetzt werden und wird ihren Arm möglicherweise nie mehr richtig benutzen können.

Auch diesen Vorfall sieht Endzoo kritisch: „Das Gehege hat nicht den Sicherheitsstandards entsprochen“, sagt Frank Albrecht. Auf Nachrichtenseiten im Internet werden zum Thema Fotos von Ottern gezeigt, die einem Fisch den Kopf abbeißen. Aggressive Tiere, die hinterrücks Putzfrauen attackieren?

Nicht die Tiere, sondern der Tierpark sei schuld an dem Unglück, sagt Albrecht. Das Gehege habe bauliche Mängel, nur so habe das Schlupfloch entstehen können. Die Reaktion des Otters sei natürlich gewesen: „Stellen Sie sich vor, Sie waren mehrere Jahre in Ihrer Wohnung inhaftiert – Sie wären neben der Kappe, genau wie der Otter.“

Um solche Unfälle zu vermeiden, müsse Hagenbeck mehr Räume für die Tiere schaffen. „Leider wird meist eher in die Besucher, statt in die Tiere investiert. Der Tierpark hat einen Rattenschwanz – und beißt sich dauernd selbst.“

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