Unter Manipulationsverdacht: Krankenkassen in der Kritik
Erhebliche Abweichungen vom Durchschnitt der Krankheitsbilder alarmieren das Bundesversicherungsamt. Nun fordert es eine Erklärung von den Krankenkassen.
DÜSSELDORF dpa | Knapp jede zweite Krankenkasse steht einem Bericht zufolge im Verdacht, die Krankheiten ihrer Versicherten nicht korrekt zu melden. Dies geht aus einem Schreiben des Bundesversicherungsamtes an den Spitzenverband der Krankenkassen hervor, wie die Rheinische Post (Dienstag) berichtet. Demnach entdeckten die Beamten bei insgesamt 59 von derzeit 134 Krankenkassen Auffälligkeiten und forderten die Kassen zu einer Erklärung auf.
So müsse beispielsweise eine BKK plausibel machen, warum in einem Jahr die Zahl der Herzinfarkte bei ihren Versicherten um mehr als 280 Prozent gestiegen sei, während sie durchschnittlich bei allen Kassen um weniger als ein Prozent in die Höhe gegangen sei.
Eine Ersatzkasse wiederum habe eine Vermehrung von Hautgeschwüren bei ihren Versicherten um mehr als 30 Prozent verzeichnet, während die Fälle mit diesem Krankheitsbild im gesamten Kassensystem um gerade einmal 1,5 Prozent gestiegen seien.
Den betroffenen Kassen drohen der Zeitung zufolge finanzielle Sanktionen: Sollte es ihnen nicht gelingen, die erheblichen Abweichungen vom Durchschnitt der Krankheitsbilder zu erklären, könne das Bundesversicherungsamt den Kassen die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds kürzen.
Leser*innenkommentare
Franz-Josef Heinrichs
So manche Krankenkasse scheint nicht der ehrlichen Beratung ihrer Kunden verpflichtet, sondern, wenn man den Jahresverdienst der Vorstände betrachtet, sind sie eher gewinnorientiert. Die Vorstandsbezüge bei den gesetzlichen Krankenkassen sind im vergangenen Jahr (2013) teils deutlich gestiegen. Das geht aus den Pflichtveröffentlichungen im Bundesanzeiger hervor. Dr. Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse verdient am besten. Er kassierte insgesamt 276.450 Euro. Wenn man als Student 73 Euro Krankenversicherung bezahlt, zahlen also ca. 3787 Studenten einen Monat oder 315 Studenten ein Jahr lang Krankenkassenbeiträge, um das Gehalt von Herrn Dr.Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse zu bezahlen.