Vor Landtagswahl in Bayern: AfD-Politiker brutal vermöbelt?

Der Augsburger Andreas Jurca behauptet, wegen seiner AfD-Kandidatur attackiert worden zu sein. Die Polizei ermittelt noch.

Augsburger AfD-Politiker Andreas Jurca.

Der Augsburger AfD-Politiker Andreas Jurca Foto: Stefan Puchner/dpa

MÜNCHEN taz | Möglicherweise im Zusammenhang mit dem bayerischen Landtagswahlkampf und seiner politischen Gesinnung ist in Augsburg ein AfD-Politiker laut eigener Aussage brutal zusammengeschlagen worden. Es handelt sich um den 35-jährigen Andreas Jurca, der für den Landtag kandidiert und der Augsburger AfD sowie der Stadtratsfraktion vorsteht.

Demnach erlitt er schwere Prellungen vor allem im Gesicht, auch sei ein Teil seines Sprunggelenks gebrochen. Er erstattete Anzeige und ließ sich im Krankenhaus behandeln. Laut seiner eigenen Darstellung, veröffentlicht in einem elfeinhalbminütigen Interview in dem AfD-nahen Medium „Deutschland Kurier“, ist er nach einer Grillfeier für Wahlkampfhelfer auf dem Heimweg mit einem „Parteikameraden“ von einer Gruppe angesprochen worden. Man habe ihn gefragt, ob er der „Andreas Jurca von den Plakaten“ sei. Als er dies bejahte, habe man ihn zu Boden geschlagen und zusammengetreten. Es sei „irgendwas mit Scheißnazi geschrien“ worden. Als Täter will er „Südländer“ identifiziert haben. Allerdings keine Italiener oder Spanier – „es weiß jeder, was ich damit meine“. Der Vorfall hat sich demnach in der Nacht von Freitag auf Samstag vergangene Woche im Stadtteil Oberhausen ereignet.

Wenn diese Attacke so stattgefunden hat und politisch motiviert war, so könnte dies auch zeigen, dass es in diesem Wahlkampf brutaler zugeht als in der Vergangenheit. „Wir verabscheuen jegliche Art von politischer Gewalt“, sagt der Augsburger Grünen-Landtagsabgeordnete Cemal Bozoglu der taz. Man müsse nun warten, bis man gesicherte Informationen erhalte.

Landwirte brüllten gegen Özdemir

Bezüglich des Wahlkampfs beobachtet nicht nur Bozoglu einen härteren Umgang. In Augsburg etwa würden viele Grünen-Wahlplakate beschädigt und zerstört, was es früher nicht gegeben habe. Vor zwei Wochen stand eine Bierzelt-Veranstaltung der Grünen mit Bundes­agrarminister Cem Özdemir und der bayerischen Frontfrau Katharina Schulze auf der Kippe. Im oberbayerischen Chieming zeigten sich Gegner von Seiten der AfD, der CSU, Querdenker sowie einige Landwirte äußerst aggressiv, sie brüllten und pfiffen die Kundgebung nieder. Özdemir musste zwei Stunden im Polizeiauto warten, weil die Beamten die Sicherheitslage als zu gefährlich angesehen hatten.

In Augsburg sind jetzt noch viele Fragen offen. Das mutmaßliche Opfer Andreas Jurca wird parteiintern dem völkisch-rechtsradikalen Flügel um Björn Höcke zugerechnet. Nach Jurcas Darstellung hat er nach der Tat die Polizei angerufen und Anzeige erstattet. In einer Mitteilung spricht die Polizei davon, dass der Notruf Jurcas am Samstag gegen 5 Uhr eingegangen sei. Nun wird wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt.

Der parteinahe „Deutschland Kurier“ brachte das Thema schnell groß raus. Das Medium schreibt: „EXKLUSIV: Gewalt eskaliert! Migranten verüben brutalen Angriff auf AfD-Politiker!“ Von der Kamera wird Jurca in Nahaufnahmen gezeigt mit fast völlig zugeschwollenen Augen und riesigen dunkelrot-bläulichen Hämatomen. Auch ist sein Fuß geschient, er hat eine Krücke. Die junge Fragestellerin spricht von einem „feigen Überfall durch Migranten“. In Medien und von den „Altparteien“ würde diese Gewalttat nur wenig Aufmerksamkeit erhalten. Es passe, so meint Jurca, „nicht ins Narrativ, dass wir die Gefahr für die Nation sind“.

Der Augsburger Grüne Bozoglu sagt: „Ich finde es unmöglich, wie die AfD das nun ausschlachtet. Ich habe Angst, dass dieser Vorfall ausgenutzt wird, um gegen Migranten zu agitieren.“ Von der Polizei wünscht er sich eine schnelle Aufklärung.

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