Vorschau Deutschland - Niederlande: Tausch der Spielphilosophie

Den ehemals oranje-typischen Fußball spielt die DFB-Elf. Kapitän van Bommel meint, "Freundschaftsspiele gibt es nicht, vor allem nicht gegen Deutschland" - freut sich aber auf das Spiel.

Sechs Jahre nach der Lama-Attacke im WM-Achtelfinale: Rudi Völler (r.) und Frank Rijkaard 1996 beim Versöhungsfrühstück. Bild: dpa

HAMBURG dpa/taz | Die deutsche Fußballnationalmannschaft trifft zum Abschluss des Länderspieljahres in Hamburg auf den Erzrivalen Niederlande. Bundestrainer Joachim Löw hat für sein 75. Länderspiel als Bundestrainer eine offensiv ausgerichtete DFB-Elf mit Mesut Özil als Spielgestalter angekündigt. Löw sprach vor dem Spiel am Dienstagabend (20.45 Uhr/ZDF) von einer "großen Herausforderung" gegen den WM-Zweiten.

Die Zeiten haben sich geändert. Früher wollten die Niederländer nie wie Deutschland spielen - jetzt schon. "Unsere Landsleute wollen immer, dass wir schön spielen und 5:0 gewinnen. Wir müssen uns aber ab und zu Deutschland als Vorbild nehmen: Die können auch mal schlecht spielen und gewinnen", sagte Bondscoach Bert van Marwijk. Der deutsche Fußball als Anschauungsmodell für das Oranje-Team?

Die DFB-Auswahl hat hingegen unter Löw den Wandel vom pragmatischen Ergebnisfußball zum Erlebnisfußball vollzogen, den die Niederländer bis vor einigen Jahren auszeichnete. Bei Oranje ist das schöne Spiel unter van Marwijk eher einer nüchternen Interpretation gewichen. Das gefällt nicht allen Fans, ist aber erfolgreich: Von den letzten 40 Partien verlor der Vizeweltmeister nur zwei. Deshalb will der Verband den Kontrakt des 59-Jährigen in Kürze bis 2016 verlängern.

"Die Deutschen haben eine starke Mannschaft, sie fahren mit dem Gefühl zur EM, den Titel holen zu können", sagte Inter Mailands Star Wesley Sneijder, "aber wir fahren mit dem gleichen Gefühl". So wollen sie trotz der Absagen von Arjen Robben, Robin van Persie und Rafael van der Vaart an der Elbe triumphieren.

Die Generation nach den großen Emotionen

"Freundschaftsspiele gibt es nicht mehr, vor allem nicht gegen Deutschland. Das ist ein sehr spezielles Duell mit vielen Emotionen. Ich freue mich unglaublich darauf", sagte van Bommel vor seinem ersten Klassiker gegen Deutschland. Das ist sicher alles nett gemeint. De Volkskrant schrieb am Montag, die Spieler der Elftal gehörten alle zur "Generation nach den großen Emotionen".

Ganz so hitzig wie vor 21 Jahren, als Frank Rijkaard im WM-Achtelfinale Gegenspieler Rudi Völler anspuckte, soll es am Dienstag nicht werden. Zumal sich Löw bemüht, etwas von der Brisanz aus dem Nachbarschaftsduell zu nehmen: "Wir wollen das Spiel gewinnen. Das Ergebnis ist aber vielleicht nicht das Allerwichtigste."

Manuel Neuer wird nach dem Einsatz Ron-Robert Zielers beim 3:3 gegen die Ukraine wieder im Tor stehen. Ob Torjäger Miroslav Klose nach seiner Knieverletzung in die Startelf zurückkehrt, wollte Löw erst nach dem Abschlusstraining entscheiden. Der 33-jährige Angreifer von Lazio Rom hatte wegen einer Sehnenentzündung schon die vergangenen drei Länderspiele verpasst.

Positive Bilanz gegen Oranje

Bei den Niederländern ist Schalkes Klaas-Jan Huntelaar besonders motiviert. Trotz seiner vielen Tore in Deutschland, muss der Stürmer in der Elftal um seinen Stammplatz kämpfen. Aus der Bundesliga zählen neben Huntelaar Edson Braafheid, Ryan Babel (beide Hoffenheim) und der Stuttgarter Khalid Boulahrouz zum niederländischen Aufgebot.

Länderspiele gegen den Nachbarn haben eine lange Tradition. In Hamburg kommt es zum 38. Duell seit der Premiere 1910 (2:4 in Arnheim). Die Bilanz ist bei 13 zu 10 Siegen aus deutscher Sicht positiv. 14 Vergleiche endeten unentschieden, auch der letzte 2005 in Rotterdam (2:2). Der letzte deutsche Erfolg liegt mehr als 15 Jahre zurück (1:0 in Rotterdam), der letzte Heimsieg sogar schon 25 Jahre (3:1 in Dortmund).

Voraussichtliche Aufstellungen:

Deutschland

Neuer (Bayern München/25/24) - Höwedes (Schalke 04/23/5), Mertesacker (FC Arsenal/27/78), Badstuber (Bayern München/22/17), Aogo (Hamburger SV/24/8) - Khedira (Real Madrid/24/23), Kroos (Bayern München/21/23) - Müller (Bayern München/22/24), Özil (Real Madrid/23/29), Podolski (1. FC Köln/26/94) - Klose (Lazio Rom/33/112)

Niederlande

Stekelenburg (AS Rom/29/43) - van der Wiel (Ajax Amsterdam/23/28), Heitinga (FC Everton/28/73), Mathijsen (FC Malaga/31/77), Braafheid (1899 Hoffenheim/28/9) - van Bommel (AC Mailand/34/72), Strootman (PSV Eindhoven/21/9) - Kuijt (FC Liverpool/31/83), Luuk de Jong (FC Twente/21/4), Babel (1899 Hoffenheim/24/41) - Huntelaar (FC Schalke 04/28/48)

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