Vorteile des Rauchens: Warum Raucherecken ungerecht sind

In der Raucherpause wird über Beförderungen entschieden? Laut Forschern könnte das der Fall sein. Frauen haben besonders schlechte Chancen.

Ein überquellender Aschenbecher mit Zigarettenkippen

Am Ende verqualmt sich die Gehaltserhöhung und endet im Aschenbecher Foto: Kuh/Zonar/imago

Hilft es der Karriere, mehr Zeit mit dem Chef zu verbringen? Einen Kaffee trinken, eine Zigarette rauchen oder ein Feierabendbier trinken? Daten zu informellen Gesprächen zwischen Angestellten und ihren Vorgesetzten sind schwer zu bekommen. Und dann gibt es noch das Henne-Ei-Problem: Wird der Kollege befördert, weil er viel Zeit mit dem Chef verbringt? Oder trinkt der Chef gerne Kaffee mit dem Kollegen, weil der viel drauf hat?

Die Studie

Eine neue Studie im Fachmagazin American Economic Association schaute sich eine große asiatische Bank an, um das zu beantworten. Bei der Bank rotieren die Vorgesetzten der Teams regelmäßig durch und sowohl bei den Chefs als auch unter den Mitarbeitern gibt es Raucher und Nichtraucher. Die Idee dahinter: Raucher verbringen mehr Zeit miteinander. Da der Zufall entscheidet, ob man einen Raucher als Chef hat, entsteht ein natürliches Experiment, das zeigt, ob man durch mehr Zeit mit dem Chef eher befördert wird.

Tatsächlich ergibt die Studie, dass rauchende Mitarbeiter, deren Vorgesetzter raucht, 63 Prozent mehr Zeit mit ihrem Chef verbringen und nach zweieinhalb Jahren 16,75 Prozent mehr Gehalt bekommen als ein rauchender Kollege, dessen Chef Nichtraucher ist. In der Bank hängt eine Beförderung von wohlwollenden Berichten des Vorgesetzten ab. Und man empfiehlt eher jemanden, den man aus der Raucherecke kennt, als einen unbekannten Kollegen.

Oft wird gesagt, dass Chefs eher Menschen befördern, die ihnen ähnlich sind. Die Studie zeigt aber, dass es den Mitarbeitern nichts gebracht hat, wenn sie aus der gleichen Region wie der Chef kamen, ein ähnliches Alter hatten oder auf derselben Schule waren. Raucherpausen halfen bei der Beförderung mehr.

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Die gemeinsame Zeit wirkt sich auch auf das Gender Pay Gap aus. Für Frauen macht es keinen signifikanten Unterschied, ob sie einen Chef oder eine Chefin haben. Aber männliche Mitarbeiter profitieren stark von einem männlichen Vorgesetzten: Sie erhalten nach zweieinhalb Jahren etwa 16,25 Prozent mehr Lohn. Auch das scheint an der gemeinsamen Zeit zu liegen. Männliche Angestellte verbringen nämlich 31 Prozent mehr Zeit mit einem männlichen als mit einem weiblichen Vorgesetzten.

Innerhalb der Bank können 40 Prozent des gesamten Gehaltsunterschieds zwischen Männern und Frauen mit der gemeinsamen Zeit erklärt werden. Dass Frauen Kinder kriegen, wirkt sich nicht so stark auf das Pay Gap aus.

Was bringt’s?

Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, mehr Frauen in mittlere Führungspositionen zu bringen und Beförderungen weniger von dem direkten Vorgesetzten abhängig zu machen. Außerdem sollten männliche Vorgesetzte sich kritisch fragen, ob sie Frauen ausschließen. 81 Prozent der Frauen fühlen sich von Netzwerken in der Arbeit ausgeschlossen, aber 92 Prozent der Männer glauben, sie würden Frauen nicht ausschließen.

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