Weltraumlaster und Labore: Raumstation ISS nimmt Form an

Nach jahrelangen Verzögerungen entwickelt sich die ISS nun Schlag auf Schlag: Sonntag brachten die Europäer ein Transportmodul erfolgreich zur ISS, Dienstag früh startete das japanische Labor.

Schönes Spielzeug. Bild: reuters

BERLIN taz Es scheint fast so, als wollten die Manager bei der NASA, ESA und den übrigen Raumfahrtagenturen jetzt endlich verlorene Zeit wettmachen. Am Dienstag hoben weitere wichtige Bausteine der Internationalen Raumstation ISS ins All ab - und zwar erst kurz nach dem das wichtige europäische Weltraumlabor "Columbus" in einem raumfahrttechnischen Marathon endlich montiert worden war.

Wie geplant am Dienstag früh unserer Zeit startete das Space Shuttles "Endeavor" vom Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida, mit dem ersten Teil des japanischen Weltraumlabors "Kibo" an Bord. Das aus drei Einzelstücken bestehende Labor ist nochmals größer als Columbus und wird von der Tokioter Raumfahrtagentur Japan Aerospace Exploration Agency, kurz JAXA, ebenfalls seit langer Zeit verfolgt. Die ersten Pläne entstanden vor 20 Jahren, knapp 2,4 Milliarden Dollar teuer ist die Anlage, deren Name auf Deutsch so viel wie "Hoffnung" bedeutet.

Die NASA steht unter Druck, die Arbeiten an der ISS schnell abzuschließen, weil sie ihre veraltete Shuttle-Flotte in spätestens zwei Jahren aufs Altenteil schicken will. Der Nachfolger, das so genannte "Crew Exploration Vehicle" namens "Orion", ist dann jedoch noch nicht einsatzfähig.

Immerhin können die Europäer unbemannte Missionen zur ISS nun selbst erledigen: Am Sonntag startete der erste "Weltraumlaster" an der Spitze einer Ariane 5-Trägerrakete erfolgreich ins All. Das Transportmodul namens "Automated Transfer Vehicle" (ATV) kann sechs Tonnen Nahrungsmittel, Treibstoff oder andere Versorgungsmaterialien zur Raumstation bringen - und geht vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana aus in die Luft. ATV eignet sich auch für den Abtransport von Gütern von der ISS - beispielsweise für Abfälle.

Verläuft die erste Kibo-Mission erfolgreich, die Ausrüstungs- und Lagerräume an die ISS andocken soll, wird Ende Mai der Hauptteil des Labors in den Weltraum starten. Teil 3 ist dann für 2009 geplant, ebenso die Inbetriebnahme. "Unser Volk hat darauf sehr, sehr lange gewartet", kommentierte JAXA-Programmmanager Yoshiyuki Hasegawa, der für die Arbeit der japanischen Forscher an der ISS verantwortlich ist. Dann wird die Raumstation endlich in all ihrer internationalen Pracht fertig montiert sein - zehn Jahre und 100 Milliarden Dollar nach Baubeginn.

16 Tage soll die Mission der Endeavor ab Dienstag insgesamt dauern. Fünf Weltraumspaziergänge sind geplant. Eine längere Mission einer NASA-Raumfähre zur Internationalen Raumstation hat es bislang noch nicht gegeben - die aus sieben Astronauten bestehende Besatzung hat viel zu tun. Neben Kibo ist noch ein aus zwei Armen bestehender Greifroboter mit an Bord, der montiert werden soll.

Das kanadische Bauteil namens "Dextre" wird das Anbringen weiterer Teile an der ISS erleichtern und Außeneinsätze sicherer machen. Neun Meter lang, ist er laut Angaben seiner Entwickler fähig, selbst kleinere Teile von der Größe eines Telefonbuchs zu montieren. So sollen die teilweise recht gefährlichen Weltraumausflüge der Astronauten reduziert und beschleunigt werden.

Auch der europäische "Weltraumlaster" ATV wird die Betreuung der ISS einfacher machen. So kann es die Raumstation in einen höheren Orbit "schieben" - schließlich sinkt die ISS kontinuierlich gen Erde. Jean Jacques Dordain, Leiter der europäischen Raumfahrtagentur ESA, strich zum Start die Bedeutung des ATV heraus: "Seit heute sind wir ein unentbehrlicher Partner bei der ISS." Bislang konnten nur die Amerikaner und Russen Material zur Raumstation bringen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.