Werkstattbericht I: Hier knallig, dort schlicht

Ein Redaktionsteam arbeitet derzeit an einer neuen taz.am wochenende, die ab Oktober erscheinen wird.

LeserInnen mit der taz. am Wochenende. Bild: Ines Pohl

Was macht eine Zeitung im Spätsommer? Sie erneuert sich – zumindest dann, wenn es eine so überlebenswillige wie die taz ist. Wie geht so was vor sich? Eine Strategierunde formuliert die Idee der Reform („Was Neues, über das die Leute reden”) und das Ziel („100.000 Auflage”; aktuell haben wir 70.000 am Wochenende).

Ein guter Startpunkt für die Weiterentwicklung sind die Beschwerden der LeserInnen über ihre Zeitung. Manche Menschen wollen mehr aus ihrer Region, mehr Sport, mehr Nachrichten, mehr Glamour. Der Umfang ist jedoch fix. Daher lässt sich ein Problem mit der neuen Zeitung nicht wegreformieren: Es sind weniger ungefilterte Nachrichten vom Freitag in der neuen Wochenendausgabe als bei einer reinen Tageszeitung. Dafür mehr Analysen, Porträts und Hintergrundberichte.

Klare Strukturen bei der Themensetzung

Was sich auf alle Fälle verbessern lässt, ist die mangelnde Orientierung in der Zeitung: Warum kommen vorne nach der Politik erst Technik- und Gesellschaftsthemen, nach diesen der Sport, gefolgt von wiederum Gesellschaft und Kultur … Das hatte und hat zwar seine redaktionsinterne Logik, aber Uneingeweihte blieben leicht ratlos zurück. BlattkritikerInnen von außen zeigten auch auf dieses Problem: eine gelegentlich erratisch scheinende Seiten- und Themenfolge.

Hier knallig, dort schlicht

Für uns in der Entwicklungsgruppe galt es nun, die Themensetzungen klarer zu strukturieren. Nach diesem Sommer können wir sagen: Die neue Aufteilung ist fertig. Jetzt werden Layouts entworfen. Beispielsweise sollen die Aufschlagseiten von Kultur und Gesellschaft besser erkennbar sein.

Einmal die Woche sitzen wir dazu mit den Gestaltern der Firma KircherBurkhardt und diskutieren jene Details, die eine Zeitungsseite erst schön und lesbar machen – hier knallig, dort schlicht schwarz-weiß; noch einen Farbtupfer in den unteren Text, damit der nicht völlig abfällt gegen die große Optik obendrüber …

Der Wunsch nach Neuem

Bleibt noch der Wunsch nach Neuem, wie von der Strategierunde der taz aufgetragen. In einer speziellen taz-Arbeitsgruppe werden Themenzuschnitte und Textarten der neuen taz.am wochenende beraten. Dabei geht ein solches Projekt wie bei jeder Reform durch immer gleiche Phasen.

Erst gibt es tolle Ideen, dann herrscht Erschrecken ob der Arbeit, die solch tolle Ideen jede Woche machen würden. Schließlich muss das Ganze in die vorgegebene Seitenzahl gegossen werden. Wir sind mitten im Fluss.

Ein bisschen Zeit ist noch bis Mitte Oktober. Ob das zu schaffen ist? Klar! Tag für Tag, bis es gelingt.

REINER METZGER, 50, von 2004 bis 2014 stellvertretender taz-Chefredakteur, betreut seit vorigem Jahr die taz.am wochenende mit.