Winterspiele: Olympia 2014 geht ins Second Life

Das südrussische Sotschi kriegt den Zuschlag für 2014. Dabei steht dort keine einzige Wettkampfbahn - es gibt nur Simulationen auf dem Computer. Salzburg scheitert, wo alles steht. Wie auch Pyeongchang.

Die russischen Olympialobbyisten feiern den Zuschlag. Bild: reuters

GUATEMALA dpa/taz Wladimir Putin erlebte den Triumph nicht mehr mit. Als der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge Mittwoch Abend die Wahl von Sotschi als Ausrichter der XXII. Olympischen Winterspiele in Guatemala-Stadt verkündete, war der russische Präsident bereits auf dem Rückweg nach Moskau. Zuvor hatte Putin höchstselbst vor der 119. IOC- Vollversammlung für den Schwarzmeer-Badeort geworben: "Sotschi ist die beste Bewerbung."

Sotschi setzte sich im zweiten Wahlgang mit 51:47 Stimmen gegen das südkoreanische Pyeongchang durch, das bereits vor vier Jahren knapp an Vancouver bei der Vergabe der Winterspiele für 2010 gescheitert war.

"Das ist ein Schlüssel-Moment in der russischen Geschichte", behauptete Sotschis Bewerbungschef Dimitri Tschernitschenko auf der "Siegerpressekonferenz". Er versprach "fantastische Spiele, die Russland helfen werden, die junge Demokratie weiter zu entwickeln". Bis 2014 ist für demokratische Verhältnisse ja noch ein wenig Zeit.

Wie 2003 schied Salzburg bereits im ersten Durchgang aus. Rodel-Idol Georg Hackl, Olympia-Botschafter Salzburgs, erklärte, ihm blute als Athelet das Herz. Wie auch immer. Sotschi habe nach den Worten Rogges "ein starkes und visionäres Projekt" vorgestellt.

Für den Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und IOC-Vizepräsidenten Thomas Bach hat sich das IOC mit der Wahl Sotschis für einen neuen Weg entschieden. "Das ist vielleicht der Beginn einer neuen Epoche. Man muss abwarten, in wieweit das in Guatemala eine Richtungs-Entscheidung war", sagte der Bach.

Denn die Russen können nicht eine einzige fertige Wettkampfstätte vorweisen. Die Anlagen bestehen bisher einzig aus Computer-Animationen. Rund 1,5 Milliarden Dollar will die Stadt am Meer sowie in der Kaukasus-Region um Krasnaja Poljana in elf Wettkampfstätten investieren. Insgesamt wollen der Staat und Privatinvestoren rund 12 Milliarden Dollar in die Infrastruktur pumpen. Nach den Sommerspielen 1980 in der damaligen sowjetischen Hauptstadt richtet Russland nun erstmals Winterspiele aus.

In der südrussischen Stadt Sotschi bejubelten etwa 5000 Menschen die Entscheidung. Sie mussten bis um kurz nach 3.00 Uhr Ortszeit ausharren, um die gute Nachricht zu erhalten. Im Zentrum Sotschis war die Sitzung des IOC live auf einer Großbildleinwand übertragen worden, zuvor hatten populäre russische Musikbands das Publikum in einer "Olympischen Nacht" in Stimmung gebracht.

Große Enttäuschung dagegen in Salzburg und Umgebung. Stefan Kurz, der Bürgermeister der Gemeinde Schönau am Königssee, kritisierte das IOC: "Es gibt das Sprichwort: Geld regiert die Welt. Anscheinend hat es bei der Wahl zugetroffen." Im Gegensatz zum Sieger der Auswahl kann Salzburg reihenweise geeignete Austragungsorte vorweisen. Österreich hat sich nun zum vierten Mal hintereinander vergeblich um olympische Spiele bemüht.

Mit dem Scheitern von Salzburg ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass sich München um die Ausrichtung der Winterspiele 2018 bewirbt. In Salzburgs Konzept war der Eiskanal am Königssee für die Wettkämpfe in Bob, Rodeln und Skeleton vorgesehen. Für Bach steht durch die Entscheidung für Sotschi "die Tür für Spiele in den Alpen ein Stück weiter offen". Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) kündigte an, dass er beim DOSB für eine deutsche Kampagne werben werde. "Deutschlands Chancen sind gestiegen", meinte Ude.

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