piwik no script img

Wohnkostendebatte beim BürgergeldNur mehr Sozialwohnungen würden helfen

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Die Spar-Vorschläge von Friedrich Merz gehen fehl, denn irgendwo müssen die Leute leben. Was fehlt, ist bezahlbarer Wohnraum.

Soabld die Sozialwohnung aus der Förderung fällt, wird sie für viele Mieter unbezahlbar Foto: coramueller/getty images

D ie neueste Lieferung kam wieder von der Bild-Zeitung: 20.000 alleinstehende Emp­fän­ge­r:in­nen von Bürgergeld leben in Wohnungen von mehr als 100 Qua­dratmetern. Skandal, dass der Staat dieses Luxuswohnen bezahlt! So der Tenor der Story. Dass Alleinstehende in großen Wohnungen eben auch ins Bürgergeld rutschen können und dass das Jobcenter dann aber nicht langfristig die hohe Miete übernimmt, geht dabei unter.

Dieselbe Statistik der Bundesarbeitsagentur zeigt übrigens auch, dass mehr als 4.000 Haushalte mit vier, fünf und mehr Personen im Bürgergeldbezug auf einer Wohnfläche von weniger als 20 Quadratmetern hausen. Was nicht heißt, dass der Staat damit billig fährt. In Heimen wird pro Person ein Tagessatz von 25 Euro und mehr verlangt, den die Jobcenter finanzieren müssen. Da können mehr als 3.000 Euro an Wohnkosten für einen großen Haushalt zusammenkommen.

Auch das ist ein potenzieller Aufreger, obwohl die Betroffenen nicht mal genügend Platz haben, einen Esstisch neben dem Doppelstockbett aufzustellen. Die Heimbetreiber begründen ihre Tagessätze mit Zusatzkosten für Pförtner, Betreuungen, Security, Reinigung, Renovierungen.

Am armen Rand der Gesellschaft hat sich ein Graubereich für die Unterbringung auf Staatskosten entwickelt, an dem viele mitverdienen: die Betreiber von Gemeinschaftsunterkünften und auch Wohnungsbaugesellschaften, die ihre Mieten steigern, sobald die Jobcenter die Mietobergrenzen erhöhen.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Die Armen sind nicht schuld daran

Die Vorschläge von Friedrich Merz, die Wohnkosten für Grundsicherungsbeziehende zu „pauschalieren“, sind dabei nicht hilfreich. Mit „Pauschalieren“ meint Merz Einsparungen, also Absenkung der Mietobergrenzen. Bereits jetzt aber verschicken die Jobcenter Tausende von sogenannten Kostensenkungsaufforderungen, weil Leis­tungs­emp­fän­ge­r:in­nen nach Ablauf einer einjährigen Karenzzeit in angeblich zu teuren Wohnungen leben.

Nur: Sie finden keine Alternativen. Es brächte auch nichts, Arme in die teure Heimunterbringung zu treiben, nur weil man die etwa in München real existierenden Mietobergrenzen der Jobcenter von fast 20 Euro pro Quadratmeter für Bür­ger­geld­emp­fän­ge­r:in­nen für zu großzügig hält.

Was helfen würde, sind mehr – viel mehr – geförderte Sozialwohnungen mit moderaten Mieten. Es gab sie früher zu Hunderttausenden, jetzt aber nicht mehr. Die steigenden Wohnkosten für die Bür­ger­geld­emp­fän­ge­r:in­nen spiegeln diese Entwicklung. Die Armen sind nicht schuld daran. Man sollte sie auch nicht dafür verantwortlich machen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch). Kontakt: dribbusch@taz.de
Mehr zum Thema

43 Kommentare

 / 
  • Warum nur ist bauen so teuer geworden? Was sollen diese ganzen Vorschriften? Für jede Eidechse und jeden Feldhamster gibt es eine Vorschrift zu beachten. Wir brauchen endlich wieder billiges bauen für billige Wohnungen

  • "Nur mehr Sozialwohnungen würden helfen"



    Müsste es nicht heißen: 'nur mehr Arbeitsplätze würden helfen'?



    Wogegen würden denn mehr Sozialwohnungen helfen?



    Das mehr Menschen eine bezahlbare Wohnung hätten? Aber das Geld muss ja trotzdem irgendwo herkommen.



    Ob der Staat jetzt teure Mieten bezahlt oder in Vorkasse geht und enorme Gelder in den Bau von Sozialwohnungen steckt, um diese dann 'unter Wert' an Betroffene zu vermieten - die Ausgaben dürften sich wenig unterscheiden, oder?



    Baukosten und Nebenkosten sind enorm gestiegen, für 10€ den qm kann auch der Staat nicht mehr bauen.



    Ja, große Unternehmen haben immer eine Profitgier und wollen Renditen erwirtschaften, dafür sind sie meist straffer strukturiert, also kosteneffizienter als unsere überblähten staatlichen Institutionen.



    Ich bezweifle stark, dass mehr Sozialwohnungen dem Staat erhebliche Kosteneinsparungen bringen würden.



    Ja, die Bürgergeldausgaben würden sinken, dafür würden die Kosten für Bau, Nebenkosten und Instandsetzung woanders draufgeschlagen.



    Die Hetze gegen Bürgergeldempfänger würde bleiben.



    Es hilft nur: mehr Beschäftigung und hohe Löhne, also zuvor gute Bildung, damit mehr Menschen von ihrem Einkommen leben können.

    • @Saskia Brehn:

      Klar ist es besser, wenn Menschen auf eigenen Füßen stehen (bzw. von ihrer Hände Arbeit leben) können, da stimme ich Ihnen zu.

      Sie müssen aber sehen, wer eigentlich die Masse dieser ominösen "Bürgergeldempfänger" ist: Kinder alleinerziehender Mütter, Aufstocker (weil Lohn nicht reicht oder Wohnung zu teuer oder beides), Menschen mit mehrfachen "Vermittlungshemmnissen" wie z.B. psychischen Krankheiten.

      Und und und.

      Wie der Staat es hinbekommt, dass Wohnraum wieder bezahlbar wird, ist egal. Es muss aber irgendwann ernsthaft angegangen werden, denn das Problem besteht nicht mehr nur in den Großstädten, sondern wird überall immer schlimmer.

      Im übrigen: Wie soll eine gute Bildung der Kinder funktionieren, wenn die Eltern in 2 bis 3 Jobs nur damit beschäftigt sind, ihre Miete aufzubringen?

    • @Saskia Brehn:

      Arbeitsplätze ist wohl nicht das Ziel, außer aus sozialpsychologischen Erwägungen vielleicht.



      Das Ziel ist eine (nachhaltige) Wertschöpfung, die Wohnraum für alle ermöglicht, keine Bonzenvillen, aber halbwegs gedämmt schon.



      Ob gute Bildung schon reicht, wage ich zu bezweifeln. Das ist schon eine Machtfrage.

  • Lösungsansätze wären z.B.:

    1) Die Sozialbindung von Sozial-Wohnungen zukünftig nicht mehr zeitlich begrenzen. Vielleicht findet man auch für bestehende Sozialwohnungen eine gute Lösung, z.B. durch eine Ausgleichszahlung für diese Vermieter.

    2) Kein Verkauf bzw. Erschwerung des Verkaufes von Wohnungen von öffentlichen Eigentümern an Private.

    3) Senkung der Baukosten durch Modularbauweise

    4) Fehlbelegungsabgaben konsequent umsetzen.

    5) Verstärkte Bau-Aktivitäten von kleinen/mittleren Wohnungen. Diese könnten dann auch in größerem Maßstab als Tauschobjekte für z.B. alleinstehende Mieter großer Wohnungen angeboten werden.

    6) Unterstützung von Umzügen, z.B. in kostengünstigere Gebiete.

    Nicht alle Vorschläge werden in jedem Fall funktionieren, aber sie könnten die gesamte Wohnungssituation entspannen.

  • Erstes Ziel müsste sein, dass weniger Menschen auf Sozialwohnungen angewiesen sind. D.h. Menschen in sozialversicherungspflichtige Arbeit bringen.



    Zweitens war es ein grosser Fehler, die Wohnungsbaugesellschaften zu privatisieren. Das kann man im Moment natürlich nur mit horrenden kosten zurückdrehen. Vielleicht einfach neue Gesellschaften gründen?

  • taz: *Die neueste Lieferung kam wieder von der Bild-Zeitung: 20.000 alleinstehende Empfänger:innen von Bürgergeld leben in Wohnungen von mehr als 100 Quadratmetern.*

    Die Bildzeitung, das "Fachblatt" für Lügenmärchen und Verdummung, weiß es natürlich wieder ganz genau. Dass Deutschland weder genügend Jobs noch bezahlbare Wohnungen für alle seine Bürger hat, davon schreibt diese sogenannte "Zeitung" natürlich nie etwas. Wo sollen die Empfänger:innen von Bürgergeld denn wohnen? Wir haben jetzt schon laut Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) ca. 471.000 wohnungslose Menschen in Deutschland und davon leben ca. 50.000 obdachlos auf der Straße.

    Die taz schreibt: *In Heimen wird pro Person ein Tagessatz von 25 Euro und mehr verlangt, den die Jobcenter finanzieren müssen. Da können mehr als 3.000 Euro an Wohnkosten für einen großen Haushalt zusammenkommen.*

    Das ist keine höhere Mathematik, sondern einfaches Rechnen, aber selbst das kann Friedrich Merz wohl nicht. Was Merz allerdings erkennen könnte (wenn er denn wollte) ist folgendes; und zwar dass die Mieten in deutschen Großstädten viel zu hoch sind und die Zahl der Sozialwohnungen in diesem Land viel zu niedrig ist.

  • "Was fehlt, ist bezahlbarer Wohnraum. " Stimmt nur bedingt.



    Richtig müsste es heißen: "Was fehlt, ist bezahlbarer Wohnraum in Städten und Ballungszentren".



    Daraus resultiert aber auch ein Problem: Darf man Niedrigverdiener und Hilfebedürftige aus den Städten vertreiben, nur weil es auf dem Land mehr und günstigeren Wohnraum gibt?"



    Wobei sich diese Frage rein praktisch leider von ganz alleine erledigt: In allen großen Städten Europas werden die Mieten in Innenstädten für Geringverdiener eh schon unbezahlbar, also eine Art "vom Markt geregelte Vertreibung" findet statt.

  • "Nur mehr Sozialwohnungen würden helfen"

    Und sie wären so schnell zu schaffen. Immobilienhaie wie z.B. Vonovia enteignen und die passenden Wohnungen in Wohnungen mit gerechten Mieten umwandeln. Zusätzlich ein Mietendeckel und die Änderung der Gesetze, dass VermieterInnen relativ hemmungslos Mieten erhöhen können (weit jenseits irgendeiner Inflationsrate), und fertig ist die Laube.

  • Nur durch erheblich mehr staatliche Förderung für Normalverdiener, kann privater Wohneigtum in der breiten Bevölkerung gefördert werden und somit der Spekulation von Spekulanten entgegengewirkt werden.



    Zusätzliche Senkung der Grunderwerbsteuer und eine Befreiung der Grundsteuer in den ersten 10 Jahren, zudem eine Prämie ca. 10 % vom Kaufpreis - ähnlich der Prämien beim Autokauf, bei dem Erwerb von Erstimmobilien.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Woher kommt die Finanzierung? Die Mehrheit ist Mieters, die haben es nötiger, würden andere einwerfen.

  • Ja, genau, es braucht mehr sozialen Wohnraum. Dazu braucht der Staat aber mehr Geld. Denn Privatinvestoren finanzieren vor allem Wohnungen für Reiche.



    Dazu könnte der Staat riesige Häuser und Wohnungen und Luxus viel stärker besteuern und das Geld dann in die Förderung von sozialem Wohnraum stecken

  • Früher haben wir Wohnort und Wohnungsgröße nach dem gerichtet, was wir uns leisten konnten. Wenn das Wohnen vom Staat finanziert wird, gelten solche einfachen Regeln wohl nicht mehr.

    • @PeterArt:

      Was früher klappte, war, dass Familien kompakt leben konnten, denn das Leben fand draußen statt. Heute werden Kinder und Jugendliche angeblafft, wenn sie womöglich mal die Straße betreten oder ein Auto auch nur angucken. Die Eltern sollen am liebsten die Kinder bis 17,9 im Blick haben, auch das.



      Wir brauchen öffentliche Lösungen für öffentlichen Raum.

      Und ich bin bei Ihnen, dass Marktlösungen auch eine Methode sein können. Beachten Sie dabei, dass es Werkswohnungen schon fast immer gab, dass die Zahlungsbereitschaft und die Luxusliebe einiger vielleicht sehr viel höher ist und Platz in Anspruch nimmt, den andere dann nicht mehr haben. m²/Person ist eigentlich sehr hoch hierzulande, selbst wenn mensch die anderen Haushaltszusammensetzungen abzieht.

    • @PeterArt:

      In welcher Stadt in Deutschland ist das so ? Bekannte von uns wären interessiert.

  • Wir werden Zeug:innen von Merzscher Ahnungslosigkeit, was den Wohnungsmarkt für Normalsterbliche anbelangt.

    Genauso ist es aber die alte Hetze gegen Arme, die man schon zu Zeiten der Hartz-Gesetze erlebte: Anstatt dass wir uns um die Reichen kümmern und sie einen gerechten Anteil bezahlen lassen, schlagen Merz und seine Bluthunde Linnemann und Spahn eben auf Menschen am Rande der Gesellschaft ein.

    Niemand ist zufriedener danach (und vor allem nach den darauf folgenden Reformen): Die Armen haben immer noch kein besseres Leben, aber dafür keine Wohnung mehr. Die Beschäftigten knapp über der Armutsgrenze finden immer noch keine Wohnung und können weiterhin nichts zurücklegen.

    Und die schrumpfende Mittelschicht, die auch gerne mithetzt, realisiert nicht, dass auch sie von einem funktionierenden Sozialstaat profitiert: Z.B. können sie ihre Kinder ohne Angst zur Schule fahren lassen.

    Wir sollten die Debatte nicht personalisieren, wie Kanzler und Bild es tun.

    Wir sollten darüber sprechen, was uns dieser Sozialstaat wert ist. Und wir sollten darüber sprechen, wie wir als Gesellschaft erwerbslosen Menschen am besten neue Perspektiven eröffnen können.

  • In Hamburg haben das die Jobcenter rigoros gemacht, wenn die Wohnung zu groß war, musste umgezogen werden, das hat den Immobilienbesitzern richtig gut gefallen. Die haben die Mieter mit teilweise sehr alten Mietverträgen schnell und sauber aus den Wohnungen bekommen. Das Ergebnis war, dass gewisse Stadtteile regelrecht gesäubert wurden und die Konkurrenz von armen Menschen um billigen Wohnraum stark zunahm.



    Es fehlen inzwischen Sozialwohnungen, aber es fehlen in den Ländern Politiker, die durchsetzungsfähig und kompetent sind. In vielen Landesregierungen sitzen Menschen, die es nicht können und auch nie können werden. Da es um einflusslose Arme geht, stößt sich niemand dran.

    Ich finde Merz ist noch schlechter als Scholz und Merkel. Wenn das so weitergeht, gibt es irgendwann gewaltige Konflikte. Deutlicher kann ein Kanzler nicht von seiner eigenen Hilflosigkeit ablenken wollen, es sind die Armen die unser Problem sind? Oder unfähige Politikrentner, die gegen Arme und Geflüchtete hetzen?

    • @Andreas_2020:

      **In Hamburg haben [...] das hat den Immobilienbesitzern richtig gut gefallen.**

      Makler und Immobilienbesitzer sind ja auch 'zarte Pflänzchen' in diesem Land, um die man sich besonders gut kümmern muss.

      **... gewisse Stadtteile regelrecht gesäubert wurden ...**

      Die Gentrifizierung ist in Hamburg wirklich sehr schlimm geworden. Altona und sogar St. Georg werden von Jahr zu Jahr auch immer mehr zu Schickimicki-Stadtteilen für wohlhabende Leute. Und wo bleiben die kleinen Leute? Nun ja, diese Frage stellt sich ein ehemaliger BlackRock-Lobbyist wie Merz natürlich nicht, aber auch ein Hamburger SPD-Bürgermeister macht sich darüber anscheinend keine großen Gedanken.

    • @Andreas_2020:

      "Die haben die Mieter mit teilweise sehr alten Mietverträgen schnell und sauber aus den Wohnungen bekommen."

      Und sie dann mit horrenden Wuchermieten weiter vermietet. Und die Wohnungen, die weiter von BürgergeldbezieherInnen bewohnt werden, sind eine sichere Einnahmequelle: da zahlt der Staat (wir!) in Form des Wohngeldes ihre überzogenen Mieten. Wir zahlen damit direkt die hohen Dividenden der Immobilienkonzerne - direkt aus der Steuer.

  • Ergänzend möchte ich hinzufügen, dass eine Vergesellschaftung der börsennotierten Wohnungskonzerne langfristig die größte Wirkung auf eine Kappung (Senkung?) der teuren Mieten hat.

    Es sollte jeder und jedem klar sein, das nur eine Rekommunalisierung von Wohnraum wirklich hilfreich ist.

    Das schließt auch eine (weitreichende) steuerliche Bevorzugung von Wohnungs-Genossenschaften mit ein.

    Und Grundstücke (im städtischen Bereich) sollten grundsätzlich nur noch per Erbpacht vergeben werden dürfen.

    Alles machbar.

    Müssen nur wollen... . :-)

    • @Goldi:

      Das ist einfach nicht wahr. Schaut man sich die Geschäftszahlen und Aktienkurse der großen Immofirmen an, war das im letzten Jahrzehnt ein lausiges investment. Eine vergesellschaftete Firma kann kaum niedrigere Mieten verlangen, zumindest dann nicht, wenn ihr auch noch der teure Neubau von Wohnungen und nicht nur die Bestandsverwaltung unter langsamer Verrottung übertragen wird.

    • @Goldi:

      Genau. Es ist nicht so schwer, Massnahmen zu ergreifen, die wirklich Besserung bringen. Z.B. Besserstellung von Genossenschaften gegenüber Wohnungskonzernen. Z B. grosszūguge Kredite, die dann durch die Mieten zurückgezahlt werden.



      Oder Verbot, mehr Quadratmeter zu berechnen als wirklich vorhanden sind.



      Man muss es nur wollen

    • @Goldi:

      Na klar, ist das machbar, Herr und Frau Nachbar. Das ginge am Besten, wenn man für den Wohnungsbau eine demokratische Mitbestimmung der Mieterbevölkerung einrichtet. Zusammen mit Achitekten und Wissenschaftlern könnte man Wohnräume konzipieren, die z.B. mobile Innenwände haben, so dass die Wohnungsgröße variabel wäre oder Wohnungen, die hitzeresilient sind oder auch begrünt. Auch Sozialwohnungen müsse keineswegs hässlich sein und überhaupt fehlen dem heutigen Städtebau moderne Konzepte für Naherholungszonen, Ruhezonen, Kühlungsbereiche, Trennung von Radfahrern, Fußgängern und Autoverkehr und augelockerte humane Architekturen.

      Statt dessen sagen uns die Blackrocks und hochdekorierten Militärs zusammen mit der BILD, dass solche demokratischen und zivilen Projekte wegen der Zeitenwende (oder wie auch immer die das nennen) und die stärkste Armee Europas aufzubauen, nicht statthaft seien und die Bevölkerung sich so etwas gefälligst zu verkneifen habe.

      Modern geht anders.

  • Richtig ist auch das viel Wohnraum leer steht, meistens allerdings leider nicht da wo Arbeitsplätze sind.



    Vielleich sollte man da mal gucken ob sich da Lösungen finden.



    Es kann doch nicht sein das Wohnungen einfach so verrotten.



    Es sollte eine Übergeordnete Kommission geben die deutschlandweit das koordiniert und Lösungen findet.

    • @Captain Hornblower:

      In HH stehen Wohnungen oft mehrere Monate leer, manchmal liegt das an Terminen mit Handwerkern, manchmal lässt man sich Zeit, den richtigen Mieter zu finden. Selbst rätselhaften Dauerleerstand gibt es. Leerstand ist nicht an wirtschaftliche Ertragskraft gebunden.

  • Nur weil die Bild was schreibt, ist es nicht falsch. Wenngleich der Tenor natürlich daneben ist. Aber alleine in meinem Umfeld kenne ich 3 Seniorinnen (in diesen Fällen alle weiblich), die nach dem Ableben ihrer Partner und dem längst vollzogenen Auszug der Kinder, alleine in grossen Häusern leben. In einem Fall mit Tagespflege in einer Senioreneinrichtung. Das heisst sie schläft nur in dem Haus. Ich habe keine Patentlösung, wie man bei uns Rentnern hier einen Sinneswandel durchführen kann, aber so ist es sozial, ökologisch und ökonomisch nicht tragbar. Die Weichen zum Umdenken müssten meiner Meinung nach viel früher einsetzen, nicht auf den letzten Metern wo es dann nur angstbesetzt ist und die Abwehr gegenüber einer "Umsiedlung" oder Aufnahme von Mitbewohner viel zu gross wird.

    • @Heiner Petersen:

      Sich zusammenraufen, das Haus mit anderen zusammen nutzen, sich helfen und doch einen Raum für sich haben. Einliegerwohnung.



      Ich würde gerade jedoch abfragen, was an Bedürfnissen das Jetzige, so Widersinnige auf den ersten Blick, auf den zweiten Blick haben könnte. Sorge um Streit? Erinnerungen? Diese Bedürfnisse lassen sich vielleicht anders lösen, und dann wird der vorhandene und doch knappe Raum besser genutzt.



      Evtl. von armen Menschen, welche Genügsamkeit noch können.

    • @Heiner Petersen:

      Einen alten Baum verpflanzt man nicht.



      Zumindest im Eigentum ist die Lösung flexibel zu bauen.



      Beim Bau muss man auch dank ausufernder Bürokratie vieles mitdenken, mitplanen und mitzahlen.



      Hintenraus legt man seinen Kindern ein Ei, weil nur der selbstgenutzte Teil des Elternhauses Erbschaftssteuerfrei ist.



      Das MUSS alles einfacher werden.

    • @Heiner Petersen:

      Eine Lösung wäre, dass der Staat den Umbau finanziert, so dass nich eine junge Familie mit Kind dort einziehen können. Die meisten ălteren Frauen lieben Kinder. Und die Familie könnte der Frâu im Alltag helfen.



      Sicher keine Lösung în allen Fällen, aber în vielen.



      Nur dürften dann die Behörden nicht irgendwelche zuweisen, sondern nur wenn beiden Seiten einverstanden sind.

    • @Heiner Petersen:

      Die Frage ist, wäre die Miete nach Umzug günstiger oder teurer, auch wenn die neue Wohnung nur 1/3 so groß ist?

    • @Heiner Petersen:

      Die geschilderte Situation ist aber nicht unbedingt eine Frage nach Wohngeld, bzw. bürgergeld. Selbst ein Verkauf des Hauses würde nicht das Problem von fehlenden Sozialwohnungen lösen.

      • @fly:

        Und wo sollen diese fehlenden Wohnungen denn gebaut werden? Unser Vermieter, ein Bauträger, sucht seit mehr als zwei Jahren nach freien Grundstücken in Augsburg. Da ist nichts mehr. Er hat deswegen schon seine Belegschaft reduziert (reduzieren müssen). Drei Straßen weiter steht aber z.B. ein Einfamilienhaus aus den 60ern leer. Großes Grundstück. Interessant für ein Sechsfamilienhaus dort zu bauen. Der Besitzer ist verstorben. Die Kinder als Erben möchten aber mindestens 1,5 Millionen dafür. Das bezahlt auch der genannte Bauträger nicht. Also verfällt das Haus, und nichts wird passieren.

  • Ich fürchte, Statements wie "irgendwo müssen die Leute leben" verlieren in unserer trubokapitalistischen Äre ihre Bedeutung. Denn die naheliegende Antwort wird darin bestehen, sie in Frage zu stellen:

    "Ja, sicher müssen Leute irgendwo leben, aber das muss ja nicht zwangsläufig in Wohnungen sein. Wir sehen doch, dass Wohnen immer teurer wird, da kommt der Staat an seine Grenzen. Hier sind kreative, innovative Schritte erforderlich. Gerade jetzt, in Zeiten des Klimawandels, den wir übrigens immer schon anerkannt haben, stellt sich doch die Frage, ob es nicht sozial verträglicher ist, vom Anspruch auf eine Wohnung zurückzutreten. Sparte man doch so auch Kosten für deren Kühlung. Man entlastete also nicht nur den Wohnungsmarkt, sondern auch noch die Stromnetze. Das wäre übrigens auch mit Hinblick auf den hohen CO2-Ausstoß, der beim Bauen entsteht, die eindeutig nachhaltigere Lösung."

    Es ist egal, ob man so etwas jetzt von Merz, Klingbeil oder Söder erwartet. Kommen wird es. Und die fossile Propagandamaschine der Springer-Medien wird es zum Heilsversprechen verklären.

  • Das ist unseren politischen Lichtgestalten genau so klar, wie das eins und eins zwei ist.

    Man will es nicht. Man will die Menschen hier klein halten.

    Und wer sich um Wohnung, Job und Kühlschrank sorgen muss kommt nicht auf dumme Gedanken. Wie z.B. Gedanken über das Totalversagen der Parteien. In der Vergangenheit und jetzt gerade.

    • @Bolzkopf:

      👍👍 Fein auf den Punkt gebracht !

  • Merz will die Langzeitarbeitslosen in die Wüste , ehm also auf Land schicken. Da sind genug Wohnungen frei. Und ne Tanke gibts auch !

    • @Timelot:

      Wenn schon, dann ins Sauerland. Da sorgen dann die Schützenvereine auch gleich für die Integration, meint zumindest Merz.

  • Z.B. in Coburg gibts ne Bushaltestelle "Neue Heimat". Seitdem des in die Hose gegangen ist, ist die Subventionskohle halt anders versickert. Evtl. sollte ma ab "Neue Heimat" anfangen, gedanklich zumindest, anders zu agieren *lol*.

  • Kein Wort darüber, dass man ja auch in Gegenden umziehen könnte, wo es freien Wohnraum gibt und wo dieser für weit unter 10€ pro Quadratmeter zu haben ist. Wer nicht arbeitet bzw. genug selbst verdient, kann nicht verlangen, dass die Steuerzahler sein Leben in der teuren Innenstadt finanzieren. Das ist absurd.

    • @Franz Strauß:

      Arbeitet denn z.B. Frau Quandt (Gigolo verklagen zählt nicht mit)? 'Verdient' die Vollzeiterbin etwas?



      Vorsicht auch hier mit klassistischen Zuschreibungen.

    • @Franz Strauß:

      Vielleicht reichen Sie gleich eine Aufforderung zur Entmündigung von Leistungsbeziehern beim Bundestsg ein.

  • Wahrer Punkt, der Mietmarkt ist völlig verquer, die Umzugsmobilität ist an sehr vielen Orten kaum noch da. Und Springerpresse wie die rechte Seite des Parteienspektrums sollten ihre Ablenkungsattacken auf sozioökonomisch Schwächere endlich einstellen - Anstand wäre etwas anderes als das. Sozialwohnungen sind Sache eines Staats, der nicht nur auf noch zu niedrigere Steuern für die Wenigen schaut.

    Ich möchte daneben schon auch die Verteilungsfrage stellen. Pro Nase haben wir eigentlich einiges an versiegelter Fläche, einiges an Wohnraum. Da wohnt Hilde Schnippenkötter alleine im Einfamilienhaus, während die Enkel am Dorfrand neu bauen, weil man das ja irgendwie so macht. Da zahlen wir die Steuerkürzungen für die Privatpoolbesitzer und lassen die öffentlichen Bäder verlottern. Da "brauchen" Studierende eine große Wohnung nur für sich, die Eltern haben's ja. Es ist ja nicht so, dass kluge Leute nicht schon kleine Wohnungen oder Zusammen-Nutzung ersonnen hätten. Oder in München bleibt die feine Wohnung leer, außer das Paar Dimpflmoser geht mal aus Knödlingen in die Oper.



    Es ist die zunehmende und vererbte Ungleichheit plus Ineffizienz. Und wir könnten gar nichts daran ändern?