Zu wenig Hilfsangebote: Mehr Geld für Suizidprävention

Jährlich sterben in Deutschland 9.000 Menschen durch Suizid. Etliche Hilfsangebote sind allerdings enorm unterfinanziert.

Drei junge Menschen sitzen an und auf einem Tisch. Im Hintergrund hängen Plakate mit der Aufschrift "Schön, dass Du da bist"

Die U25-Suizidprävention der Caritas im katholischen Stadthaus Gelsenkirchen Foto: Fabian Strauch/Funke Foto Services/imago

BERLIN epd/taz | Hilfsangebote für suizidgefährdete Menschen müssen nach Ansicht von Fachleuten finanziell besser abgesichert werden. Nötig seien Bundesmittel von mindestens 20 Millionen Euro im kommenden Jahr, forderten Vertreter des Nationalen Suizidpräventionsprogramms (NaSPro) am Dienstag. Zahlreichen niedrigschwelligen Präventionsangeboten etwa in der Telefon- und Online-Beratung fehle eine nachhaltige Finanzierung.

Mithilfe eines Bundesförderprogramms sollten Bund und Länder künftig gemeinsam entsprechende Einrichtungen, Angebote und Netzwerke erhalten und weiterentwickeln, sagte NaSPro-Sprecher Reinhard Lindner. Unter anderem müsse eine zentrale Informations- und Koordinationsstelle mit einer allzeit erreichbaren Telefonnummer eingerichtet und finanziert werden. Auch der Erhalt und Ausbau bestehender palliativer und hospizlicher Hilfen am Lebensende müsse finanziell gefördert werden.

Der Neurologe und Psychiater Lindner verwies auf den „Kasseler Aufruf 2023“, in dem mehr als 100 Fachleute ebenfalls mehr Mittel für die Suizidprävention im Bundeshaushalt 2024 forderten. Georg Fiedler von der Deutschen Akademie für Suizidprävention unterstrich, der Bundestag habe Anfang Juli mit großer Mehrheit die Förderung der Arbeit beschlossen. Bislang sei aber nichts passiert. „Prävention ist eine Investition in die Zukunft“, mahnte Fiedler: „Wer kurzfristig denkt und bei der Prävention spart, zahlt später drauf.“

Ausbau der Telefonseelsorge gefordert

2021 beendeten laut Statistischem Bundesamt 9.215 Menschen ihr Leben durch einen Suizid, fast drei Viertel von ihnen waren Männer. Der Vorsitzende der „TelefonSeelsorge Deutschland“, Helmut Ellensohn, sprach sich für den Aufbau einer bundesweiten Hotline zur Suizidprävention aus. Die Telefonseelsorge könne aufgrund ihres breiten Angebots nicht alle Menschen erreichen, die Hilfe benötigen.

Zugleich mahnte er eine bessere Förderung für die Telefonseelsorge an, damit sie weiterhin flächendeckend rund um die Uhr verfügbar sein könne. Der größte Teil der Finanzierung komme bislang von den beiden großen Kirchen, sagte Ellensohn. Die 1956 gegründete Telefonseelsorge gilt als erstes Angebot dieser Art unter den Krisenberatungsangeboten.

Eine fehlende Anschlussfinanzierung droht nach eigenen Angaben unter anderem der Online-Suizidprävention für junge Menschen „U25“. Zudem verfüge das Angebot unter dem Dach des Caritasverbandes über zu wenig Vollzeitstellen, sagte Projektleiter Klaus Weckwerth. So hätten in diesem Jahr nur 20 Prozent der Neuanfragen von Ratsuchenden angenommen werden können.

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