Zuschauerrekord in der Frauen-Bundesliga: Gefangen zwischen zwei Welten

Die Frauen-Bundesliga feiert dank dreier sogenannter Highlight-Begegnungen einen Zuschauerrekord. Doch wie kann man das Interesse verstetigen?

Bremer Spielerin jubelt.

Starker Support: Bremer Spielerinnen am 14. Oktober gegen Köln im Weserstadion Foto: nordfoto/imago

Von einer Aufbruchsstimmung der Frauen-Bundesliga war am Sonntagabend unter den 620 Zuschauerinnen und Zuschauern im Leverkusener Ulrich-Haberland-Stadion wenig zu spüren. Zwar freuten sich die Anwesenden über den souveränen 3:0-Erfolg der Gast­geberinnen über den SC Freiburg, doch das Ambiente war so amateurhaft wie eh und je.

Zu diesem Zeitpunkt stand allerdings fest, dass die Liga ihren Spieltagsbestwert von letzter Saison (43.697 Fans) bereits übertroffen hatte. Genau 52.113 Be­su­che­r:in­nen hatte man schon gezählt und da stand zudem das Montagsspiel zwischen dem MSV Duisburg und der SGS Essen noch aus.

Zu verdanken sind diese Rekorde dem Konzept der Highlight-Spiele, welche die Liga indes in zwei Welten aufteilen. In Leverkusen verloren sich am Wochenende ein paar Hundert Menschen auf den Rängen, Bayern München (19.000), Werder Bremen (21.508) oder RB Leipzig (10.269) genossen dagegen in den Arenen ihrer Männerteams den Zustrom der Massen.

Mächtig getrommelt hatten die jeweiligen Marketingabteilungen, um möglichst viele zu dieser einmaligen Gelegenheit zu locken, pausierten doch gerade die Männer-Bundesligisten wegen der Länderspiele. Bei den Frauen des 1. FC Nürnberg konnte man dagegen feststellen, wie es ausschaut, wenn mangels Alternativen Auftritte im großen Stadion zum Alltag gehören. Im Max-Morlock-Stadion (Kapazität 50.000 Zuschauer) hatte man gegen Hoffenheim 1.336 Menschen ausfindig gemacht.

Emanzipation der Liga

Die Erfolge des ausgeweiteten Highlight-Konzepts, das sich die Bundesliga von den europäischen Nachbarligen abgeschaut hat, sind keineswegs selbstverständlich. Nach dem historisch frühen WM-Ausscheiden des deutschen Nationalteams in der Vorrunde unkten nicht wenige, dies würde zumindest eine bremsende Wirkung auf das Interesse an der Bundesliga haben.

Die Zahlen sprechen nun eine andere Sprache. Früher waren die Erfolge oder Misserfolge des Nationalteams maßgeblich für die Entwicklung der Liga. Das schlechte Abschneiden der DFB-Elf bei der WM 2011 machte sich etwa im Ligaalltag bemerkbar. Nun hat sich die Bundesliga emanzipiert und eine eigene Anziehungskraft entwickelt.

Außerdem ist auch das Interesse am Nationalteam bei Weitem nicht mehr so erfolgsabhängig. Zur letzten Partie gegen Island wurden trotz WM-Blues alle verfügbaren 15.000 Karten im Bochumer Stadion verkauft. Die Uefa untersagte den Verkauf von Stehplatztickets.

Die große Frage ist nur, wie die Bundesliga mittelfristig diese Kluft zwischen den Event- und Alltagsspielen schließen kann. Ralf Zwanziger, Leiter des Mädchen- und Frauenfußballförderzentrums der TSG 1899 Hoffenheim, träumte vor Saisonbeginn davon, zu einem ­gewöhnlichen Heimspiel vor 1.500 bis 2.000 Fans spielen zu können, ohne dafür etwas Besonderes tun zu müssen. In Hoffenheim pflegt man zu seinen 103 Dauerkartenbesitzern (Stand vor der Saison) vermutlich zwar ein besonderes Vertrauensverhältnis, sehnt sich aber nach einer anderen Normalität. Über eine solche, sagte Zwanziger, wäre er glücklicher als über 10.000 Zuschauerinnen bei einem Highlightspiel, die beim nächsten Mal nicht mehr kommen würden.

Es gibt aber schon Anzeichen dafür, dass aus manchen Eventgängern dauerhafte Stadiongänger werden. Der VfL Wolfsburg verkaufte diese Saison etwa 1.800 Dauerkarten (Vorsaison 1.000). Möglich ist auch, dass sich ein Event-Stammpublikum aufbaut. Werder Bremens Trainer Thomas Horsch sagte nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln: „Ich glaube, dass viele Zuschauer vom vergangenen Jahr wiedergekommen sind.“

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