Bildung und Arbeit verlangt

INTEGRATION Verbände und Kirche fordern: Auch Flüchtlinge sollen in Schleswig-Holstein arbeiten dürfen

Freien Zugang zu Arbeitsmarkt und Bildungseinrichtungen für alle in Schleswig-Holstein lebenden Ausländer und Flüchtlinge: Das haben gestern Wohlfahrtsverbände, Flüchtlingsorganisationen und Nordelbische Kirche gefordert. Ohne Sprachkenntnisse und Weiterbildung hätten die Betroffenen keine Chance in der deutschen Gesellschaft, beklagte Schleswig-Holsteins Flüchtlingsbeauftragter Stefan Schmidt nach einer Fachtagung mit mehr als 200 Teilnehmern im Kieler Landeshaus.

Über 11.000 Flüchtlinge hätten derzeit im nördlichsten Bundesland keine sichere Aufenthaltsperspektive, hieß es. Ihre Integration werde nicht gefördert, sondern behindert, sagte Martin Link vom Flüchtlingsrat. Er verwies darauf, dass Asylsuchende im ersten Jahr ihres Aufenthalts überhaupt keine bezahlte Arbeit beginnen dürften.

In Schleswig-Holstein leben etwa 367.000 Menschen mit Migrationshintergrund. Das sind etwa 13 Prozent der Bevölkerung. Rund acht Prozent der Ausländer sind als Flüchtlinge gekommen. Beschäftigungsverbote und unbezahlbare Deutschkurse behinderten die Integration in den Arbeitsmarkt, kritisierte Doris Kratz-Hinrichsen vom Diakonischen Werk. Die derzeitige Ausländer- und Flüchtlingspolitik stehe im Widerspruch zur Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.

Spätestens ab 2015 wird dieser Mangel laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung dauerhafter Trend. Ab 2020 werde jeder zehnte Arbeitsplatz in Schleswig-Holstein unbesetzt sein. Die Tagungsteilnehmer kritisierten gestern auch das Asylbewerberleistungsgesetz. Danach sind Geduldete und Asylsuchende per Gesetz von Integrationsmaßnahmen ausgeschlossen, in Schleswig-Holstein derzeit 4.000 Menschen.  (epd)