STEFFEN GRIMBERG DER WOCHENENDKRIMI
: Was war das gemütlich

Kennen Sie dieses Gefühl, dass es manche „Tatorte“ gibt, die scheinbar jeden Tag irgendwo wiederholt werden? „Tod vor Scharhörn“ ist so einer, und man wird das Gefühl nicht los, dass diese Stoever/Brockmöller-Nummer schon mindestens 20 Jahre auf dem Buckel hat, obwohl sie erst von 2001 ist. Was war der „Tatort“ damals noch gemütlich, und am Ende wurde gesungen. Nach der nicht ganz so geplanten Wattwanderung von Stoever (Manfred Krug) und Brockmöller (Charles Brauer) übrigens ganz besonders ausführlich, schließlich war dieser 461. „Tatort“ der letzte des damaligen Hamburger Kommissarteams.

Seitdem hat sich in Hamburg einiges getan, Cenk Batu ist auch schon wieder „Tatort“-Geschichte, und bald bricht Nick Tschiller alias Til Schweiger über den deutschen Fernsehkrimi herein. Wobei es ja eigentlich auch deutsches Krimifernsehen heißen könnte: Von einigen ruhmreichen Ausnahmen mal abgesehen, finden die meisten fiktionalen Stoffe heutzutage als Krimi-Format statt. Fast jeder gesellschaftspolitisch relevante Ansatz bekommt eine Leiche nebst Ermittler dazu. Der Krimi soll den ARD-Vorabend retten („Heiter bis tödlich“) und versagt dabei, wie die Sicherheitsbehörden bei den NSU-Ermittlungen, auf ganzer Linie.

Es gibt Frauenkrimis, Kinderkrimis, Actionkrimis, nur Tierkrimis scheinen seit „Kommissar Rex“ vorübergehend Hundehüttenarrest zu haben. Zu wirklich (real)politischen Krimis fehlt dem deutschen Fernsehen allerdings der Mut, so was bestellt das ZDF in Dänemark („Der Adler“, „Protektors“).

Er sei kein eingefleischter Krimi- beziehungsweise „Tatort“-Fan, hat gerade Ulrich Tukur gesagt, übrigens bei einem „Tatort“-Dreh: „Ich habe zu viel Mist und Durchschnitt gesehen.“ Und weil das so ist, sagt auch der Autor dieser Zeilen mit dieser Ausgabe dem „Wochenendkrimi“ Ade – und geht mit Stoever und Brockmöller einen singen.

„Tatort“: „Tod vor Scharhörn“; Samstag, 21.45 Uhr, NDR