Groß, stolz, redegewandt

ASYL Der Protest habe bislang kaum Erfolg gehabt, sagt Napuli Langa, aus dem Sudan geflohene Aktivistin vom Oranienplatz, bei einer Diskussion im taz-Café. Das Camp sei notwendig, um sichtbar zu bleiben

„Das Erste, was ich von Deutschland gesehen habe, waren Gefängnisse und die Polizei“, sagt Napuli Langa. „Nur eine Grundlage für ein Leben gab es nicht.“ Die Konsequenz: Langa, die aus dem Sudan geflohen und seit 2012 in verschiedenen Heimen in Deutschland war, schloss sich den bundesweiten Flüchtlingsprotesten an. Im Oktober 2012 gründete sie das Camp auf dem Kreuzberger Oranienplatz mit, über ihren Asylantrag ist noch nicht entschieden.

Langa und drei MitstreiterInnen – zwei Geflüchtete und ein Vertreter der Forschungsgesellschaft Flucht und Migration – sprachen am Mittwoch im taz-Café über die ausdauerndsten Flüchtlingsproteste seit Jahrzehnten: eine der seltenen Gelegenheiten, bei einem Podium zum Thema diejenigen zu hören, um die es geht.

Mit Langa machte eine Frontfrau der Kämpfe – groß, stolz, redegewandt – klar, dass ein Ende der Proteste nicht in Sicht ist. Aus eher ernüchternden Gründen allerdings: Bisher habe man kaum etwas erreicht. „Ein bisschen weniger Residenzpflicht“, fragte Langa fast verächtlich, „was soll das?“ Man werde die Residenzpflicht, die innerhalb der Bundesländer laut Koalitionsvertrag aufgehoben werden soll, auch weiterhin brechen – so lange, bis sie vollständig abgeschafft sei.

Die spätestens seit dem Umzug vieler Flüchtlinge vom Oranienplatz in ein Caritashaus in Wedding befürchtete Zersplitterung der Protestierenden gebe es nicht. Durch die Kontakte der verschiedenen Gruppen existiere mittlerweile gar ein internationales Netzwerk, auf das man künftig zurückgreifen werde. Im Frühjahr wolle man gemeinsam zum Europäischen Parlament nach Brüssel ziehen.

Man kann sich lebhaft vorstellen, dass Innensenator Frank Henkel (CDU) – der nicht ein einziges Mal den Mut bewies, den Flüchtlingen direkt gegenüberzutreten, aber Anfang des Monats die Räumung des Platzes für den 16. Dezember angekündigt hatte – in einer Diskussion mit Napuli Langa den Kürzeren ziehen würde. Die wird ihm den Gefallen nicht tun, leise das Feld zu räumen: Man brauche das Camp, um sichtbar zu bleiben: „Gebt uns, was wir wollen – dann gehen wir freiwillig.“ PATRICIA HECHT

■ Die NPD plant für heute ab 18 Uhr eine Kundgebung am Frankfurter Tor. Motto der Gegenkundgebung: „Alle sollen feiern! – Gegen Rassismus und Rechtspopulismus“