Verdacht auf braune Äußerungen

Ein Gastredner bei einer RCDS-Veranstaltung an der Uni Kiel soll sich sprachlich deutlich rechts der Mitte bewegt haben

Bei einer Vortragsreihe des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel soll es zu rechtslastigen Äußerungen gekommen sein. Laut Zeugen waren bei der RCDS-Veranstaltung „Die Amerikanisierung der deutsche Sprache und Kultur“ politisch zumindest zweideutige Aussagen zu hören.

Am 24. Januar hatte der RCDS, der politisch der CDU nahe steht, den emeritierten Professor Heinz Günther Schmitz eingeladen. Im Audimax soll Schmitz in seinem Vortrag von einer „heute noch anhaltenden Okkupation“ gesprochen haben, deren „Agenten“ das Eindringen von Amerikanismen in der deutschen Sprache gezielt förderten, mit dem Ziel der „Fremdbestimmung“ des deutschen Volkes. Die Zeit von 1914 bis 1945 wertete er zudem als „Dreißigjährigen Krieg“ gegen Deutschland und bezeichnete die Befreiung 1945 „neutral formuliert: als Katastrophe“.

Ein Tonbanddokument der Veranstaltung sollte die Vorwürfe eigentlich entkräften. Doch bisher legte der RCDS die angekündigte Aufzeichnung nicht vor. „Zu dem vereinbarten Termin erschienen sie nicht“, sagt Konstantin Schrader von der „Grünen Hochschulgruppe“. Bereits vor drei Tagen forderten Hochschulgruppen den RCDS auf, eine „klare Stellungnahme“ gegen „rechtsextreme Meinungen“ zu beziehen.

Einigen Hochschulgruppen, wie die der Jungsozialisten und der Jungen Union war außerdem aufgefallen, dass Schmitz auch Autor einer Studie ist, die die „Deutschland Bewegung“ (DB) vertreibt. Seit 1997 erwähnt der bayrische Verfassungsschutz die DB um Alfred Mechtersheimer wiederholt. Auf diese Verbindung bei der Veranstaltung angesprochen soll Schmitz gesagt haben: „kleinlich“.

„Inhaltlich“ möchte der RCDS keine Stellungnahme abgeben, „da es sich um die persönlichen Meinungen des Referenten“ handele. Stattdessen wurde eine „Erklärung“ des Germanisten veröffentlicht. Die Angriffe, behauptet er darin, „entbehren jeder Grundlage“, da die Zitate sämtlich aus dem Zusammenhang gerissen seien. Alle Unterlagen dieser Diffamierungskampagne hätte er seinem Anwalt zugeleitet. „Wir haben eidesstattliche Versicherungen zu den Aussagen“, sagt der Grüne Schrader. Die Hochschulgruppen erwarten jetzt ein „Moratorium für die Nutzung der Räumlichkeiten“ durch den RCDS, „solange dieser sich nicht klar“ distanziere. Marlies Fritzen, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen fordert auch, dass die CDU Schleswig-Holstein eine „deutliche Ablehnung“ erklärt. Auf ihrer Website hatte die CDU die Veranstaltung beworben. AS