Körting hat Flatrate

Innensenator bestreitet, dass Verwaltungsmitarbeiter viel zum Spaß im Netz surfen. Rechnungshof zähle „unseriös“

Wenn ein Senator persönlich anruft, muss irgendwo ein Hang ins Rutschen geraten sein. Gegenüber der taz hat Innensenator Ehrhart Körting (SPD) nun die Kritik des Landesrechnungshofs zurückgewiesen, durch die private Nutzung des Internets von MitarbeiterInnen der öffentlichen Verwaltungen entstehe dem Land ein jährlicher Schaden von „deutlich über 50 Millionen Euro“. In Körtings eigener Verwaltung liege der Anteil der Aufrufe, die lediglich dem Privatvergnügen dienten, bei 55 Prozent, hatten die Prüfer errechnet.

Körting kritisiert die Zählmethode des Rechnungshofs jetzt als „schlichtweg unseriös“ und „Spekulation ins Blaue“. Ein Test seines IT-Zuständigen habe ergeben, dass bei einem rund einminütigen Zugriff auf eine Berliner Tageszeitung sowie eine Wetterseite durch alle Pop-up-Werbungen und sonstigen Verlinkungen etwa 200 Internetseiten mitprotokolliert worden seien, so Körting. „Ich war selbst überrascht.“ Zudem habe er persönlich nichts dagegen, wenn Mitarbeiter, die ihre Aufgaben zufrieden stellend erledigten, „auch mal für drei Minuten bei Ebay nachschauen“. Zusätzliche Verbindungskosten entstünden dem Land hierdurch nicht, „weil wir eine Flatrate haben“.

Andere Politiker sind da einsichtiger. So hat Norbert Kopp (CDU), der Bürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, sofort eingeräumt, dass die Vorwürfe durchaus gerechtfertigt seien. In seinem Bezirksamt hatten die Prüfer mit 64 Prozent die höchste private Nutzungsrate festgestellt. Inzwischen habe man dies generell verboten, sagt Kopp: „Wir haben reagiert.“ Außer Innensenator Körting habe bislang niemand bezweifelt, dass der Bericht „in der Tendenz richtig“ sei, heißt es aus dem Rechnungshof. Zur allgemeinen IT-Sicherheit des Behördennetzes, die der Prüfbericht ebenfalls heftig kritisiert, sagte der Innensenator bisher nichts. OTTO DIEDERICHS