Schweinische Sache

Nach homophoben Äußerungen der Ahmadiyya-Gemeinde fordern die Grünen jetzt eine Aussprache

„Berlin ist eine Stadt der Vielfalt.“ Über diesen Satz will Thomas Birk mit Abdul Basit Tariq reden. Der grüne Sprecher für Lesben-und Schwulenpolitik hat den Imam der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde in einem offenen Brief zur Diskussion aufgefordert, „eventuell auch mit Vertreter/innen von Lesben- und Schwulenorganisationen“. Für Birk und seine KollegInnen ist nicht hinnehmbar, dass Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Schweinefleisch und Homosexualität behauptet haben. Solche Äußerungen, so Birk in seinem Brief, seien „geeignet, die Diskriminierung von Lesben und Schwulen bis hin zur Gewalt zu schüren“. Sie strapazierten „arg“ die Solidarität der Grünen, die sich im Streit um den Moschee-Neubau in Heinersdorf bislang stets hinter die Ahmadiyya-Gemeinde gestellt hatten.

Anlass der Empörung ist ein umstrittener Artikel, den eine junge Studentin und Ahmadiyya-Anhängerin vor zwei Jahren im Jugendmagazin der Gemeinde veröffentlicht hatte. Darin behauptet sie, dass der Verzehr von Schweinefleisch zu Krankheiten, charakterlichen Fehlbildungen und Homosexualität führe. „Ein schamloses Tier wie das Schwein prägt oder unterstützt die Ausprägung gewisser Verhaltensweisen des Konsumenten“, so die Autorin in dem Beitrag, der immer noch auf der Ahmadiyya-Website abrufbar ist.

Während Medien und Homosexuellenorganisationen den Text scharf kritisierten, verteidigte der Frankfurter Gemeindevorstand kürzlich die haarsträubenden Thesen. Man stimme den Ausführungen der Verfasserin „im Allgemeinen zu“, hieß es in einer offiziellen Stellungnahme der Ahmadiyya-Gemeinde. Die Autorin habe sich auf das Buch „Schweinefleisch und Gesundheit“ des Arztes Hans-Heinrich Reckeweg gestützt. Der Artikel, betonte die Gemeinde, die sich selbst als friedfertige islamische Reformgemeinde bezeichnet, gebe lediglich einen Standpunkt wieder. Zum Hass auf bestimmte gesellschaftliche Gruppen wolle man aber nicht aufrufen. Genau das befürchten aber offen homosexuell lebende Menschen wie der Grünen-Politiker Birk. „Wenn Jugendliche solche Texte lesen, müssen sie den Eindruck bekommen, Homosexuelle seien minderwertige Menschen“, befürchtet er und bittet den Berliner Ahmadiyya-Imam um eine persönliche Auseinandersetzung. Unter vier Augen oder in Begleitung, garantiert aber ohne Currywurst. NINA APIN