Muslime auf Sendung

Erstmals läuft im SWR das „Wort zum Freitag“. Zentralrat der Muslime macht den Anfang. Thema: Barmherzigkeit

BERLIN taz ■ „Bismillahi arrahami arrahim – Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen“, mit diesen Worten begann Aiman Mazyek, Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, das erste „Islamische Wort“ auf der Homepage des SWR. Mayzek widmete sich in seiner Rede dem Thema Barmherzigkeit und fragte: „Haben wir die Kraft zur Barmherzigkeit auch in Extremfällen?“ Dies sei eine schwierige Frage und eine Herausforderung besonders für Opfer von Hass und Zerstörung, „wie die aktuelle Diskussion um die Begnadigung ehemaliger RAF-Terroristen zeigt“. Bei der Aufzeichnung habe er ein „mulmiges“ Gefühl gehabt und bezeichnete es als „einen bescheidenen, aber denkwürdigen Baustein für die Integration der Muslime“, sagte er der taz.

Dieser ersten Sendung war allerdings eine problematische Geburt vorausgegangen. Als die Pläne für das „Islamische Wort“ bekannt gegeben wurden, meldeten sich die Kritiker. Der baden-württembergische CDU-Landtagsfraktionschef Stefan Mappus bezeichnete das Vorhaben als „unausgegorenes Projekt“, das nicht zum Grundversorgungsauftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders gehöre. Außerdem wolle er keinen „Verkündigungssender“. Rückendeckung bekam er vom CSU-Generalsekretär Markus Söder, der sich vor einem „Moscheesender“ fürchtete. Auch zahlreiche Hetzbriefe erreichten den Sender. „In einem Schreiben wurde gefordert, alle Muslime in die Psychatrie einzuweisen“, erzählt Johannes Weiß, Leiter der SWR-Redaktion Religion, Kirche und Gesellschaft. „Deswegen hat es mich sehr gerührt, dass Herr Mayzek von Barmherzigkeit und Gnade gesprochen hat.“ Nach der Premiere seien die Reaktionen aber überwiegend positiv gewesen, so Weiß. Auch Mayzek hat „Glückwünsche“ erhalten, insbesondere von muslimischen Frauen.

Das „Islamische Wort“ wird nun an jedem ersten Freitag im Monat über die Internetseite des SWR zu hören und zu lesen sein. Die nächste Rede soll von Bekir Alboga, dem Dialogbeauftragten des türkisch-islamischen Dachverbandes Ditib, gesprochen werden. Alboga will sich dem Thema „Die Notwendigkeit des Dialogs mit Gott und den Menschen“ widmen. Auch das ZDF will im Sommer ein Forum mit Ansichten und Kommentaren aus muslimischer Sicht einrichten. CIGDEM AKYOL