Zweifelhafter Rausschmiss

Jetzt spricht die geschasste Uni-Dozentin Sabine Todt doch: Am Zusammenhang zwischen ihren Äußerungen im Fernsehen und dem Entzug des Lehrauftrages habe die Uni „keinen Zweifel gelassen“. Hochschule mauert weiter

Nach der taz-Berichterstattung über den Rausschmiss der Universitätsdozentin Sabine Todt hat diese jetzt ihr Schweigen gebrochen. In einer Stellungnahme schreibt die Historikerin, zwei Wochen nach einem Auftritt in der Fernsehsendung „Monitor“ vom 1. März sei ihr ein Lehrauftrag zunächst telefonisch, dann einige Tage später auch schriftlich entzogen worden“. An einem „kausalen Zweifel zwischen meinen Äußerungen im Beitrag und dem Entzug des Lehrauftrags wurde dabei kein Zweifel gelassen“, so Todt weiter.

Zunächst habe man ihr am Telefon gesagt, „die Entscheidung käme von der Universitätsleitung“. Später, am 26. März, kurz bevor am 2. April ihr Seminar starten sollte, habe das Departement schriftlich die Absage erteilt. Todt werde doch verstehen, dass man nicht „Lehraufträge an Personen vergeben wird, die behaupten, sie hätten keine Möglichkeit, sich gegen die Übernahme bezahlter Lehraufträge zu wehren“, heißt es dort in Anspielung auf den Fernsehbeitrag.

In der Tat hatte das „Monitor“-Stück wohl missverständliche Anteile: Darin wurde hervorgehoben, dass Todt in ihrer Zeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin von 2001 bis 2005 nebenher unbezahlte Seminare gab. Anschließend hielt sie vier Semester lang als Lehrbeauftragte Seminare ab – für jeweils 1.200 Euro pro Semester. In dem Fernsehbericht hieß es nun aber, Frau Todt bekomme „vier Semester gar nichts“ für Lehrveranstaltungen, ohne dies zeitlich genau zuzuordnen. Statt dieses Detail aufzuklären, etwa im Gespräch mit der Historikerin, entschied sich die Uni-Leitung für den Radikalschnitt.

Darüber ist Todt verbittert. Die Uni sei für sie ein Ort gewesen, an dem sie „stets glücklich“ ihrer Arbeit nachgegangen sei, schreibt sie nun. Der abrupte Rauswurf bedeute „eine Aberkennung meiner wissenschaftlichen Tätigkeit in Forschung und immerhin sechsjähriger Lehre“.

Dass Todt zunächst schwieg, ist vielleicht auch auf einen Brief der Uni-Pressestelle mit bedrohlichen Untertönen zurückzuführen, der der taz zugespielt wurde. „Ich halte es für nicht ungefährlich, Personalangelegenheiten in der Öffentlichkeit zu diskutieren“, schrieb Sprecherin Viola Griehl. Deshalb, wie auch aufgrund „unserer Nachrecherchen zu den Aussagen in der Sendung“, riet sie Todt stark davon ab, Medienanfragen nach dem Grund für den Entzug des Lehrauftrags „selbst zu beantworten“.

Die taz konfrontierte Griehl gestern mit Todts Anschuldigung, sie habe ihr Seminar wegen des TV-Auftritts verloren. Dazu Griehl: „Meiner Kenntnis nach gibt es diesen Zusammenhang nicht.“ Kaija Kutter